Die Spiele sind gespielt, die Saison ist zu Ende. Aber nicht für den PSV. Mindestens ein Highlight steht noch an und das startet am 09. Juni. Ein allerletztes Spiel im Stadion der Stahlwerker „Ernst Grube“ in Riesa, bevor es wohl endgültig abgerissen wird. Und mit dabei der Traditionsverein PSV Braunschweig. Und wir.
Diesmal planen wir nicht wie bei Halbemond oder Helgoland oder Werbellinsee oder Kali Werra mit Übernachtung, sondern buchen uns im PSV-Mannschaftsbus ein, vielen Dank noch einmal für den überragenden Service Jungs:-).
Und so geht es zu unchristlich früher Zeit zunächst zum Polizeistadion. Recht bald fährt der Bus vor, wird beladen und ab geht’s gen Riesa. Es hat so ein bisschen Klassenfahrt-Feeling, ganz feine Nummer. Frühstück, Bier, ein grandioser Sonnenaufgang, Vorfreude auf ein spannendes Spiel, ein spannendes Stadion. Das Leben kann so schön sein.
Um 9:00 Uhr sind wir in Riesa, umgehend geht es ins Organisatorische, wie immer souverän, immer wieder Respekt Jungs. Wir nehmen derweil diesen Lost Ground unter die Lupe, ein spannendes Teil, in die Jahre gekommen, aber bei genauem Hinschauen lässt sich die Atmosphäre der DDR-Oberliga hier und da erahnen. Den Spielertunnel gibt es immer noch, ganz stolz erzählt uns ein Ehemaliger, dass dies der einzige in der DDR-Oberliga war.
Es konnte unangenehm hier werden, die Bilanz des großen FCM z.B. ist sehr durchwachsen mit fast nur Unentschieden und einem Aus im FDGB-Pokal.
Zur Geschichte des Stadions
Das Stadion der Stahlwerker „Ernst Grube“, kurz Ernst-Grube-Stadion, umgangssprachlich Die Grube, in Riesa war die Spielstätte der BSG Stahl Riesa und der Fußballabteilung des SC Riesa. Das Stadion befindet sich in unmittelbarer Nähe des Bahnhofs Riesa und ist nach dem deutschen Politiker (KPD) und Widerstandskämpfer gegen das NS-Regime Ernst Grube benannt. Der Eigentümer des Stadions ist die Stadt Riesa.
Der SC bzw. die BSG Stahl Riesa trugen beide in der Zeit der DDR ihre Heimspiele im Stadion der Stahlwerker „Ernst Grube“ (kurz: Ernst-Grube-Stadion) aus, das am 29. Mai 1955 mit über 11.000 Zuschauerplätzen übergeben worden war. Nach dem Aufstieg in die DDR-Oberliga wurde das Stadion im Sommer 1968 auf eine maximale Kapazität von 15.000 Zuschauerplätzen erweitert. „Die Grube“, wie die Fans das Stadion nannten, war bis 2003 Heimspielstätte des dann aufgelösten FC Stahl Riesa 98 und blieb danach jahrelang ungenutzt.
Nach jahrelangem Leerstand und Verfall ist das Stadion nahezu sanierungsunfähig. Die Kosten für eine Instandsetzung würden mindestens drei Mio. Euro betragen, die die Stadt nicht investieren möchte. Ebenso fehlt eine Genehmigung für den Betrieb. Im Sommer 2016 sollte ein Sportstättenkonzept erstellt und die Zukunft der „Grube“ geklärt werden. Baubürgermeister Tilo Lindner sah keine Perspektive für die Spielstätte und ein Abbruch war höchstwahrscheinlich. Eine Bebauung mit Wohnhäusern und Parkplätzen wird seitens der Stadt als Nachnutzung favorisiert. Wiki als Quelle
Auszug aus der Geschichte der BSG Stahl Riesa
Da in der Zeit der sowjetischen Besatzung die Bildung von Sportgemeinschaften zunächst nur auf kommunaler Ebene möglich war, wurde 1945 die SG Riesa gegründet. Im Zuge der Reorganisation des Betriebssportes auf Produktionsgrundlage entstand am 1. September 1948 die BSG Stahlwerk Riesa, eine Betriebssportgemeinschaft, an die sich die 1945 gebildete Sportgemeinschaft im Jahr darauf anschloss.
Am 1. April 1950 wurde die BSG Stahlwerk in BSG Stahl Riesa umbenannt, da sie der Sportvereinigung Stahl angehörte. Als 1954 in der DDR sogenannte Sportclubs als Leistungsschwerpunkte gebildet wurden, musste sich die Sektion Fußball der BSG Stahl dem neuen SC Stahl Riesa anschließen. Bei der Auflösung des Sportclubs drei Jahre später wurde sie wieder in die BSG Stahl eingegliedert.
1963 gelang der Aufstieg aus der drittklassigen II. DDR-Liga in die zweithöchste Spielklasse, und am Ende der DDR-Liga-Saison 1967/68 machte Stahl Riesa nach einem 3:0-Sieg bei Aktivist Karl-Marx Zwickau erstmals den Aufstieg in die höchste Spielklasse DDR-Oberliga perfekt.
Insgesamt spielte Stahl Riesa zwischen 1968 und 1988 sechzehn Spielzeiten in der höchsten Spielklasse der DDR, zumeist gegen den Abstieg. Die beste Platzierung wurde 1974/75 mit dem sechsten Rang erreicht, womit die Riesaer nur knapp die Qualifikation für den UEFA-Cup verpassten. Nochmal Wiki
Hier ein sehenswerter MDR-Bericht über die BSG Stahl Riesa.
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Um 11:00 ist dann das Spiel zwischen dem SV Stauchitz 47 und dem PSV, das letzte im Stadion und es erhält einen würdigen Rahmen. 999 Zuschauer, ein Stelldichein der Groundhopper, sehr sehr viele Braunschweiger, bestes Wetter, es ist ein Freude. Bissel getrübt wird es durch die Verletzung von Helge in der ersten Minute. Insgesamt aber definitiv eine sehr gelungene Veranstaltung und auch wenn Albs Spruch „Ich möchte so ein Testspiel auch mal gewinnen“ weiterhin Bestand hat, eine rundum gelungene Sache. Und darin schließe ich alle Beteiligten ein, ob es nun Orga im Vorfeld war oder vor Ort oder das perfekte Catering oder oder.
Kleines unerwartetes Highlight dann auf dem Weg zum Kreispokalfinale Riesa, das den Tag komplettieren soll. Für die vier Kilometer vom Stadion der Stahlwerker zur Feralpi Arena entscheiden wir uns für den Fußweg, kommen an der alten Haupttribüne des Stadions vorbei und wie es so ist, ist genau die Tür offen. Sehr zur Begeisterung der Ordner, die uns auf der anderen Seite der Tribüne den Zugang – wahrscheinlich zu Recht – verwehrt haben:-). Nun eben von der anderen Seite rauf, paar Fotos gemacht und ab zum nächsten Spiel.
Natürlich kann die Feralpi Arena nicht an das Stadion ranreichen, also aus unserer Sicht jedenfalls:-) Das Spiel ganz munter und zum Glück gibt es auch zwei drei Ecken mit Schatten, was mir sehr entgegen kommt, die Temperaturen am heutigen Tage mag ich zwar, aber in der Sonne geht’s zunehmend weniger. Egal, überstanden. Das Spiel gewinnt SG Kreinitz gegen FV Gröditz 1911 II durch ein Tor kurz vor Schluss.
Anschließend Rückfahrt mit dem komfortablen Bus, mitten in der Nacht sind wir am Polizeistadion und ein grandioser Tag findet sein Finale.
Und nun noch paar Fundstücke
facebook.com/p/Lost-Ground-Hop-100087452469875/
Langsam kehrt wieder bissel Ruhe ein. Zeit mal ein paar Dankesworte zu verfassen.
Danke an die Stadt Riesa die das Vorhaben möglich gemacht hat, danke an den Polizei SV Braunschweig 1.Herren der hier aktiv mit unterstützt und ooch mal n Bierchen getrunken hat, danke auch an das ganze Team um den SV Stauchitz. Tagesablauf war super, Bier gab es wann man Bier wollte und keine 10min später. Danke an alle die gekommen sind und denen kein Weg zu weit war.
Ich fand es eine rundum gelungene Veranstaltung. Auch wenn es Leute gibt, die solche Spiele als Events verpönen, ich bin der Meinung genau so sollte Fußball sein. Alte Stadien, ganz viel Historie und Tradition, Zuschauer aus aller Herren Länder, Bier, Bratwurst, Programm und ne Eintrittskarte.
Aber ich möchte auch nicht die Vereine der nachfolgenden Spiele vergessen. Super dass noch knapp 200 Zuschauer mit zum Pokalfinale gegangen sind. Danke auch an den SV Lok Uebigau e. V. der Vereinsfest hatte und sein Kreisligaspiel auf 17:30 gelegt hatte und somit fast 40 Fußballinteressierten noch das 3.Spiel des Tages beschert haben. Das mit der Eintrittskarte erklären wir später nochmal 😎.
Ganz großes Sorry geht an den SV Motor Altenburg e.V., wo sich über 200 Hopper aus dem Südwestdeutschen Raum auf dem Rückweg einfanden, und dort den Bierstand hoffnungslos haben eingehen sehen. Aber die gemeldeten 65min Wartezeit fürn Bier sind aber auch keine Lösung. Wenn man in einem der 10. besten Stadien des Ostens spielt muss man ab und an damit rechnen dass dies mal einer besuchen will.
Danke für den riesen Zuspruch, sorry dass wir nicht so aktiv überall geworben und Karten rumgeschmissen haben, aber die 999 haben und gewisse Grenzen gesetzt und da können wir halt einfach keine 3000 Karten verkaufen, was aber problemlos möglich gewesen wäre.
Wir sehen uns irgendwo, irgendwann, egal ob Lost Ground oder Kreisliga.
Zusätzlich ein schöner MDR-Bericht zum Spiel und dem ganzen Drumherum
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Weiter mit Bildern und Fundstücken
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Und dann hab ich noch das hier entdeckt: www.kopane.de
Auf Reisen führt man ja immer dieselben Gespräche. Zwar immer in den unterschiedlichsten Varianten und Dramaturgien, aber der Grundkontext bleibt immer gleich. So durfte ich also des Öfteren Zeuge einer Unterhaltung zwischen dem Kulturbeauftragten und dem stillen Teilhaber werden, die zum Inhalt hatte, dass der stille Teilhaber, wegen seiner Heimatstadt Riesa, schon oft das Ernst-Grube-Stadion besucht hatte und dem Kulturbeauftragten, der dies, aus mannigfaltigen Gründen (er nennt es seinen ostdeutschen Bökelberg) nie geschafft hatte. Müßig zu erwähnen, dass derartige „Unterhaltungen“ sehr oft in wüsten Beleidigungsarien endeten. Die Aussage des Kulturbeauftragten blieb mir dabei immer im Hinterkopf: „Wenn da irgendwann mal ein A-Jugend-Spiel stattfindet, nehme ich mir Urlaub“. Nun ja, das besagte A-Jugend-Spiel fand, bis zum 08.06.24 leider nie statt und so musste wir warten, bis ein Überzeugungstäter diese Perle für ein Spiel zu Leben erweckte.
Auch ich habe es leider nie geschafft, meinen Arsch in das Ernst-Grube-Stadion zu schaffen und so hatte ich, wie sehr viele andere Fußballtouristen, einfach nur Glück, das Massa ein Spiel in diesem altehrwürdigen Stadion auf die Beine gestellt hat.
Für mich war dieses Spiel gleich ein doppeltes Highlight. Zum einen aus den oben angeführten Gründen, zum anderen, weil ich das erste Mal meinen 4 Monate alten Sohn dabeihatte und sein erstes Spiel das vermutlich letzte Spiel im Ernst-Grube-Stadion sein würde.
Wir reisten bereits freitags nach Elbflorenz da mit neuem Familien-Set-up andere Anreisebedingungen herrschten. Es muss mehr mitgeschleppt werden und mehrere Pausen müssen eingeplant werden. Eine Pause führte uns zu einem Autohof nach Zwickau, in dem der Kulturbeauftragte und ich, wie Kinder im Intershop, auf Einkaufstour gingen. Nur waren nicht Pfirsiche und Westschokolade im Korb, sondern Freiberger, Wernesgrüner und Feldschlößchen.
Der Samstagmorgen begann früh und wir machten uns auf die 55 km lange Fahrt nach Riesa. Das Wetter war herrlich und wir nahmen die romantische Route entlang der Elbe. Wir hatten Tränen vor lachen in den Augen, als wir bemerkten, dass in Sachsen, im Gegensatz zu Orten im Westen, die Wahlplakate der AfD unten hängen und die der Grünen oben. Das soll es dann aber auch zum Thema Politik gewesen sein.
Ein Parkplatz in Stadionnähe wurde als Treffpunkt auserkoren. Ob der Besonderheit des Spielortes waren wir diesmal natürlich in größerer Zahl anwesend. Man könnte einige unserer Herrschaften durchaus als Rosinenpicker bezeichnen. Unsere Reisegruppe wurde durch den Sportlichen, Jaqueline, Dr. Duvell, den Südbrandenburger, Winnie Pooh, Mutz Junior und den Georgier komplettiert. Nach einem Sarajevsko gings mit Kind und Kegel Richtung Stadion. Am Eingang trafen wir sogar einen unserer beiden Stammleser (Gruß an Pasa).
Nachdem wir die Stadiontore des 1955 eingeweihten EGS passiert hatten, wussten wir nicht, wo wir zuerst hinschauen sollten. Natürlich fiel der Blick sofort auf die herrliche Haupttribüne, die, weil leider baufällig, nicht freigegeben werden konnte, dann wurde die alte Anzeigentafel über dem Eingangsbereich begutachtet und die zugewachsenen Ränge haben das Bild rund gemacht. Machen wir uns nichts vor, dieses Spiel bzw. dieses Stadion war/ist der fleischgewordene Hoppertraum. Der Kulturbeauftragte war derweil außer sich vor Freude, als er feststellte, dass Landskron ausgeschenkt wurde.
Ein netter Security half uns mit dem Kinderwagen, so dass wir problemlos bis direkt an den Spielfeldrand kamen. Mit der ganzen Truppe wurde dann zunächst einmal ein Gruppenfoto gemacht, bevor wir unseren Platz, gegenüber der Haupttribüne eingenommen haben. Jeder hat dann erstmal durchgeatmet und seine Blicke schweifen lassen. Mir kamen dann die Bilder aus zwei Dokus, welche uns der stille Teilhaber Tage zuvor geschickt hatte, in den Sinn, in denen die Stahlarbeiter aus dem benachbarten VEB Rohrkombinat Stahl- und Walzwerk Riesa mit ihren Fahnen zum Stadion pilgerten und dieses, ein ums andere Mal, zu einem Hexenkessel machten. Auch unserem Herzensverein wurde, zumindest auf dem Rasen, des Öfteren in Riesa der Arsch aufgerissen. Der stille Teilhaber war entschuldigt, da er, zusammen mit M. Pakistan unsicher machte. Ping, Toni und ich haben dann nochmal die Kamera glühen lassen und wurden von einem Knall aufgeschreckt, der durch den Kopf eines Spielers verursacht wurde, der beim Erzielen des ersten Tores gegen den Pfosten geknallt ist. Der Gute konnte danach leider nicht mehr weiterspielen.
Am heutigen Tage standen sich im Übrigen der SV Stauchitz und der PSV Braunschweig gegenüber. Dies ist, ob der historischen Bedeutung des EGS, aber sicher nicht mehr als eine Randnotiz. Man muss dem SV Stauchitz in besonderem Maße dankbar sein, da der Verein nicht nur zu dem Spiel angetreten ist, sondern auch, weil die Mitglieder den Sicherheitsdienst und das Catering übernommen haben. Das Spiel endete mit 6:2 für die „Hausherren“ aus Stauchitz. Aufgrund des Spielortes und dem Übermaß an Eindrücken, ist uns der ein oder andere Treffer durch die Lappen gegangen. Auch war, ob des Ackers, kein allzu großer Spielfluss möglich. Ich mag mir nicht vorstellen, wie der Platz ausgesehen hätte, wären keine 100 Tonnen Mutterboden aufgeschüttet worden. Schon verrückt, wie sich die Natur ein solches Stadion zurückholt. Erst 2019 wurde der Trainingsbetrieb im EGS eingestellt und das letzte Spiel des FC Stahl Riesa 98 fand 2003 gegen den Bischofswerdaer FV statt (Anmerkung Redaktionsgoju: der Chefkoch sah am 07.06.2015 das Spiel BSG Stahl Riesa AJ gg FSV Limbach-Oberfrohna AJ im EGS). In der Saison 2011/12 spielte der SC Riesa noch einmal im EGS (Anmerkung Redaktionsgoju: die SG Kreinitz trug im Jahr 2013 zwei Spiele im EGS aus). Im Jahr danach wurde, vor allem um das Spielfeld herum, nicht mehr viel gemacht (instandgehalten).
Das Spiel war mit 999 Zuschauern ausverkauft. Hätte ich schätzen müssen, wäre die Zahl sicher um einiges höher gewesen. Schon beeindruckend aus welchen Ecken die Leute für dieses Ereignis angereist sind. Wir haben uns bereits im Vorfeld darüber unterhalten, welche Nummernschilder wir wohl auf den Parkplätzen zu sehen bekommen. Der stille Teilhaber hat aus der Ferne den Witz gebracht, dass solche Futbology-Log-In-Zahlen wohl sonst nur in München, Frankfurt oder Dortmund erreicht werden.
Vor dem Spiel haben der Kulturbeauftragte und ich Massa kurz angesprochen, um ein paar Infos zum Spiel bzw. zur Orga zu bekommen. Der Gute war, verständlicherweise, kurz angebunden. Wir haben ihn zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal befragt. Die Fragen und Antworten hängen wir an das Ende des Berichts.
Lenny aus Karl-Marx Stadt hat unsere kleine Gruppe auch noch mit seiner Anwesenheit aufgewertet und dann war das Spiel auch irgendwann vorbei. Jeder ließ nochmal seine Gedanken schweifen oder drehte eine Runde im Stadion und dann war ein ganz besonderer Fußballtag zu Ende. Naja, zu Ende war er noch nicht. Wir sind in etwas reduzierter Mannstärke zum Kreispokalfinale in das Stadion am Merzdorfer Park weitergezogen. Aber zumindest das Highlight des heutigen Tages war gesetzt. Sport frei, Serge
Wie versprochen, am Ende noch Massas Antworten auf unsere Fragen.
Wie wurde die verrückte Idee geboren alte Sportplätze, für ein Spiel, wieder zum Leben zu erwecken?
Die Idee kam so n bissel während der Coronazeit. Ich hatte nach vielen Jahren Abstinenz vom fussballerischen Ehrenamt, nach dem Aus der Dritten Mannschaft, wieder Bock was zumachen. So richtig habe ich aber keinen Verein gefunden, in den ich Zeit investieren wollte. Zusätzlich bin ich nicht der größte Menschenfreund und wenn so ein Spinner zu einem Verein kommt und dort sagt: „He hier bin ich, aber Wasserträger habe ich kein bock drauf“ naja da hält sich die Begeisterung in Grenzen. Also habe ich 2021/2022 die Vereinsmanager C Lizenz bei SFV gemacht. War ganz interessant und auch mal viel größerer Blickwinkel als bisher. Zum Abschluss musste man dort eine Projektarbeit schreiben. Da ich keinen Verein und somit auch kein vereinsinternes Projekt hatte, brauchte ich eine Idee. Dadurch dass zu dem Zeitpunkt schon die ersten Spiele organisiert wurden (Halbemond) habe ich mich auf die Manfred-von-Brauchitsch-Kampfbahn in Rudisleben gestürzt. Projektarbeit war super, Resultat aber leider: 1. Absage der Stadt Arnstadt zum Thema Kampfbahn in Rudisleben.
Das hat mich damals ziemlich angekotzt. Ja und dann wurde der Startschuss die Übernahme der Idee des „Silvesterderbys“, was ja in CZ die letzten Jahre großen Anklang fand. Klar war Hirschfeld 2022 kein klassischer Lost Ground, aber Hirschfeld hatte sich damals erst in einer Spielgemeinschaft mit Planitz zusammengeschlossen und ab da nur noch in Planitz gespielt. Die Jungs waren damals top motiviert, und damit war der Startschuss gesetzt.
Mal ehrlich, wie viel Arbeit steckt wirklich in so einem Projekt und welches war das bisher schwierigste?
Das ist von einigen Faktoren abhängig,
- Gibt es einen Verein der mitziehen möchte und Personal dafür hat?
- Wo ist das Stadion?
- Wie ist die Infrastruktur?
- Wie sieht der Platz aus?
Riesa war bisher der schwierigste Fall. Der Platz war ziemlich Scheiße und vor allem ist Riesa für „nebenbei“ echt zu weit weg. Alleine die Vereinssuche waren locker 1.000 km hin und her fahren. So n Projekt trägst du halt nicht Online bei Ü60 Vorständen vor. In Riesa war halt der große Aufwand, dass du, bis ein Verein zugesagt hat, alles nebenbei auf eigenes Risiko machst. Und vor allem auch alles alleine koordinierst. Glücklicherweise waren mit Micha und Hartmut zwei lokale „Alleskönner“ dabei, aber auch die haben natürlich gesehen, dass wir mit unserer 3-Mann-Show nicht ins Ziel kommen werden und wenn kein Verein Aufspringt halt alles für die Katz war. Aber das Risiko hat man halt. Wenn niemand die ersten schmerzvollen Schritte macht, springt keiner drauf auf.
Welche Emotionen löst der Vereinsname BSG Stahl Riesa bei dir aus?
Nach deren Neugründung waren es immer sehr emotionale und einprägsame Spiele, die wir mit der Dritten spielen durften. Es war quasi das Saisonhighlight. Von Forderungen, dass man aus Sicherheitsgründen im großen RHS spielen sollte bis hin zum Spießrutenlauf in Riesa war alles dabei.
Hat die Stadt Riesa bei dem Projekt unterstützt?
Man hat der Idee keine Steine in den Weg gelegt und war sehr offen zu dem Thema. Mehr Unterstützung ist da nicht wirklich nötig.
Was war am Ende alles nötig, damit das Spiel überhaupt stattfinden konnte?
Hauptproblem in Riesa war, ich denke das war am Samstag auch offensichtlich, der Platz. Dort musste eine Menge getan werden. Micha Horn von GDS Service hat uns da von Anfang an unterstützt und Geräte zur Verfügung gestellt. Aber auch neben dem Platz musst du dich ja um alles kümmern: Wasseranschlüsse, Stromanschlüsse, Toiletten, Sicherheitskonzept – je schlechter die Infrastruktur desto mehr Arbeit hast du. Im Grube ist im Sozialgebäude ja auch alles abgeklemmt, kein Wasser, kein Strom, keine Klos (ok zumindest keine Spülung) aber immerhin Kabinen. Was wir letzten Sommer in Meerane nicht hatten.
Wie zufrieden bist du mit dem Tag?
Ich persönlich freue mich wie gut es angenommen wurde, die „Performance“ außerhalb des Spielfeldes vom SV Stauchitz am Spieltag war Weltklasse. Der Aufwand hat sich definitiv gelohnt.
Welche Projekte stehen demnächst noch an?
Puhh, gute Frage. Aktuell läuft nur nebenbei die Abstimmung mit der SG Kleinolbersdorf/Altenhain um dort nochmal ein Spiel auf dem „schrägsten Platz“ Deutschlands zu machen. Aber das wird in einem deutlich kleineren Rahmen. Silvester denke ich, wird es auch was geben. Aber da habe ich noch keine konkreten Ideen. Ich hoffe dass die letzten Veranstaltungen dazu führen, dass sich schneller Türen öffnen und nicht Monate lang Überzeugungsarbeit geleistet werden muss.
Kopane sagt vielen Dank, dass du uns allen damit nochmal ein echtes Highlight beschert hast und wünscht maximalen Erfolg für die kommenden Projekte.