Kurztrip Teil I. Kloster Memleben hat SchAppi als Ziel ausgerufen, wir sind gespannt und fahren zu dritt. SchAppi, Veronika und ich. Samstag los, Montag zurück, ein schickes Programm für ein verlängertes Mai-Wochenende.
Zunächst zum Kyffhäuser. Kurzer Besuch, lange Wirkung.
Das Kyffhäuserdenkmal, auch Barbarossadenkmal, wird von 1892 bis 1896 zu Ehren von Kaiser Wilhelm I. errichtet. Mit seinen 81 Metern Höhe steht es deutschlandweit auf Platz 3 hinter Völkerschlachtdenkmal und Kaiser-Wilhelm-Denkmal Porta Westfalica.
Im zugehörigen Denkmalgebäude ist das Burgmuseum, das sich vor allem mit der ehemaligen Reichsburg Kyffhausen und der Barbarossasage beschäftigt.
Die Barbarossasage
Der alte Kaiser Friedrich Barbarossa ist durch einen Zauber (…) in ein unterirdisches Schloss des Kyffhäuserberges in Thüringen versetzt worden. Hier sitzt er schlafend auf einem Stuhl von Elfenbein und stützt sein Haupt auf einen Marmortisch. Sein roter Bart (…) leuchtet wie Glut des Feuers und ist durch den Tisch, ja fast um denselben herumgewachsen. Zuweilen bewegt der Kaiser das blonde Haupt, hebt die schweren Augenlider halb und zwinkt oder blinzelt mit den Augen (…) in langen Zeiträumen – von 100 Jahren – einem Zwerg, kaum der Größe eines Knaben, hinaufzugehen und nachzusehen, ob die Raben, die Bilder der Zwietracht und des Unglücks, noch um den Berg fliegen und krächzen. Ist dies der Fall, so schließt der Kaiser seufzend die Augen, schläft und träumt abermals 100 Jahre. Erst, wenn der Bart ganz um den runden Marmortisch gewachsen ist und ein mächtiger Adler in stolzem Flug sich aufschwingt, den Berg umkreist und den Rabenschwarm verscheucht, erst dann wird der Kaiser mit seinen gleichfalls verzauberten Getreuen erwachen. Hier die Quelle mit noch weiteren Infos: https://www.kyffnet.de/Geschichte/Sagen/sagen.html
Weiter zum Panorama-Museum Bad Frankenhausen. Irgendwie jagt uns das Navi erstmal kreuz und quer durch die Gegend, vorbei am schiefen Turm von Frankenhausen, hinein in die eine oder andere Sackgasse, aber irgendwann finden wir das Museum. Die Faszination ist ungebrochen, grandioses Teil. Wir sind ja auf sehr historischem Boden gerad eben, in Frankenhausen ist am 14. Mai 1525 eine der bedeutendsten Schlachten während des Bauernkrieges. Die Aufständischen unter Thomas Müntzer werden durch ein Fürstenheer vollständig besiegt. 6.000 Bauern werden gemetzelt. Vorbei ist’s mit dem Bauernkrieg, vorbei mit Thomas Müntzer.
Tübke hat dem Kampf für eine gerechtere Welt, dem Kampf für mehr Rechte, dem Kampf gegen die Leibeigenschaft ein Denkmal gesetzt, elf Jahre hat’s gedauert, drei Jahre allein die Recherche zum Thema. Herausgekommen ist ein Monumentalwerk, das weit über die Bauernkriege hinausreicht, die ganzen Umbrüche der Zeit in den Blick nimmt, den jahreszeitlichen Zyklus gleichsam als Menschheitszyklus zeigt. Die gute Stunde, die wir hier sind, ist pickepackevoll mit Infos, Eindrücken, Gedanken. Es gibt keinen Anfang, es gibt kein Ende, ein kreisrundes Panorama.
Unfassbar reich, unfassbar viele Szenen und Anspielungen, man könnte definitiv deutlich mehr Zeit hier verbringen, die Frage ist, wie viel sich verarbeiten lässt. Das Bild ist 123 m lang und 14 m hoch. Unbemalt wiegt die Leinwand 1.100 kg. Die fixierenden Stahlringe haben einen Durchmesser von 40 m. Auf 1.722 m² Fläche verteilen sich mehr als 3000 einzelne Figuren, wovon die größten über drei Meter messen.
Offizielle Eröffnung ist am 14. September 1989, dem Thomas-Müntzer-Jahr der DDR, anlässlich des 500. Geburtstages Thomas Müntzers. Ausschnitte des Gemäldes sind zuvor bereits auf einem fünfteiligen Briefmarkensatz erschienen.
Auf 1524 – 1526 wird der Bauernkrieg eingegrenzt.
Der Bauernkrieg beginnt am Hochrhein, zieht sich nach Oberschwaben und Franken, erreicht dann den Schwarzwald und das Elsass. Die Kämpfe setzen sich im Rheingau und in Thüringen fort, zum Schluss erreichen sie die Alpenländer.
In Frankenhausen kommt es am 14. Mai 1525 zu einer der bedeutendsten Schlachten während des Bauernkrieges. Hier werden die Aufständischen unter Thomas Müntzer durch ein Fürstenheer vollständig besiegt.
Ein Charakteristikum dieses Krieges ist sein versetzter Ablauf. In manchen Regionen ist der Bauernkrieg schon beendet, während er woanders erst beginnt.
Hier noch paar mehr Hintergründe zum Einfluß Luthers, zum Ablauf, zu den Gründen des Scheiterns: https://www.planet-wissen.de/geschichte/neuzeit/der_bauernkrieg/index.html
Das Weinberghotel Edelacker ist in Freyburg (Unstrut), hervorragende Wahl von SchAppi. Top Lage gegenüber der Schloss Neuenburg, zu Füßen des Hotels ein schicker Weinberg und vor allem machen Essen und Wein, insbesondere der vom Weingut Pawis sehr sehr viel Spaß. Das Personal ist bestens drauf, wir haben zwei Abende lang sehr viel Spaß.
Kloster Memleben ist das erste Tagesziel. Teils Ruine, teils Kloster, nicht allzu mächtig, aber sehr faszinierend. Zumal die Sonne – und das mag ich ja sehr – für schicke Schattenspiele bei den Kirchenschiffen sorgt. Zudem weiß die Krypta zu gefallen.
Wann Kloster und Pfalz gegründet wurden, ist nicht bekannt. Eine absolute Blütezeit ist das 10. Jahrhundert. So ist es eng mit Heinrich I. und vor allem Otto I. verbunden. Memleben ist der Sterbeort Heinrichs I. Am 2. Juli 936 verstirbt er hier, wird allerdings in Quedlinburg beigesetzt.
Sohn und Nachfolger Otto I. ist mindestens vier Mal in Memleben, was sich an 942, 948/49, 950 und 956 ausgestellten Urkunden nachweisen lässt. Die deutschen Mittelalter-Könige regieren nicht von einer Hauptstadt aus. Sie reisen mit ihrem Gefolge durch das Reich und halten sich im frühen Mittelalter in der Regel in Pfalzen auf, später kommen Reichsabteien und Bischofssitze hinzu. Das Reisekönigtum ist von der fränkischen Zeit bis in das Spätmittelalter die übliche Form der Herrschaftsausübung.
Auch Otto I. stirbt in Memleben, möglicherweise hat er sich Pfingsten 973 bewusst an den Sterbeort seines Vaters begeben, er stirbt am 7. Mai 973, wir sind also kurz vor dem 1.050sten Todestag hier. Aber das ist Zufall. Beerdigt wird aber auch er nicht in Memleben, sondern in Magdeburg neben seiner früh verstorbenen Gattin Editha.
Aber ich verbinde ihn eben auch immer mit der Schlacht am Lechfeld 955., als es darum geht, die fortwährenden Hunneneinfälle zu beenden. 955 sind wir noch weit von einem deutschen Reich entfernt, von Einigkeit sowieso und dennoch ist die Schlacht am Lechfeld sowas wie ein erster gemeinsamer Punkt in der deutschen Geschichte.
Nachfolger Otto II. ist ebenfalls Reisekönig und nachweisbar 974, 975, 980 in Memleben, zudem stiftet der zusammen mit seiner Frau Theophanu das Benediktinerkloster. Otto III. folgt, ehe mit Heinrich II. der Niedergang eingeläutet wird.
1015 entzieht er dem Kloster alle Rechte und unterstellt es als Propstei dem Kloster Hersfeld. Konrad II. ist der letzte römisch-deutsche König in Memleben (1033).
Richtig bitter wird es im Bauernkrieg. 1525 von aufständischen Bauern geplündert, erholt sich das Kloster nie mehr davon, im Gegenteil, 1548 als Kloster aufgehoben, 1722 Zerstörung des Kirchendaches durch einen Blitz, in Folge mehr und mehr zu einer Ruine verfallen.
Immerhin wird die Gesamtanlage heute als „Museum Kloster und Kaiserpfalz Memleben“ mit mittelalterlichem Klostergarten und zahlreichen Ausstellungsbereichen genutzt.
Für einen Tag reicht es aber nicht, Naumburg, zumindest der Naumburger Dom steht noch an, da haben wir Lust drauf, vor allem wegen der Uta.
Es zeigt sich dann, dass der Dom insgesamt total spannend ist, auch wenn der Star natürlich klar definiert ist. Aber gut, man brauch ja auch ein Magnet, dann kann der Rest ja immer noch zum Strahlen kommen.
Wesentlich im 13. Jhdt. erbaut, gehört er zu den bedeutendsten Bauwerken der Spätromantik in Sachsen-Anhalt. Seit 2018 UNESCO-Weltkulturerbe.
Die größte Anziehungskraft übt der Westchor mit dem Lettner und seinen zwölf Stifterfiguren aus der Mitte des 13. Jahrhunderts aus. Geschaffen durch die Hand des Naumburger Meisters, ist speziell die Stifterfigur Uta das Sinnbild für die „schönste Frau des Mittelalters“. Quelle
Uta von Naumburg dürfte eines der bedeutendsten plastischen Bildwerke der deutschen Gotik sein.
Zum Abschluß noch mal auf die Burg von Freyburg. Ganz nett als Auftakt zu einem weiteren Weingelage bei fachkundiger Beratung vom bestens aufgelegten Personal. Das Weinberghotel Edelacker – eine klare Empfehlung.
Die Abreise legen wir über den Merseburger Dom und die Himmelsscheibe Nebra. Der Dom kann nicht ganz mithalten mit Naumburg, letztlich ist die Ladegast-Orgel der Star des Doms.
Anschließend weiter nach Halle ins vorgeschichtliche Museum, in welchem die bronzezeitliche Himmelsscheibe von Nebra ausgestellt ist. Es ist die älteste bisher bekannte konkrete Himmelsdarstellung mit astronomischen Phänomenen und religiösen Symbolen, 3700 bis 4100 Jahre alt.
Wir sind zwar die Tage vorher immer in der Nähe, aber was nützt uns ein Besucherzentrum, welches wir nicht besuchen können und eine Fundstelle ohne das Original? Nicht viel meinen wir, abgesehen davon fährt von Halle aus der Zug zurück. Also jetzt nicht meiner, für mich geht’s weiter nach Dresden, aber das ist dienstlich.