BAYREUTH / BAMBERG – Oktober : 1995

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Wieder mal eine Exkursion des Historikerstammtisches Braunschweig. Es geht nach Bayreuth/Bamberg. Einen längeren Zwischenstopp legen wir in Nürnberg ein.

Historiker, die wir ja nun alle sind, können sich bei dieser Stadt an zwei gewaltigen Schwerpunkten festhalten; das wäre zum einen das mittelalterliche Nürnberg mit Kaiserburg und Basilika St. Lorenz sowie dem Areal drumherum, welches sich ja bis zum Marktplatz und weiter zieht und die Erhabenheit und den Reichtum einer blühenden Handelsstadt ausstrahlt. Zum anderen wäre da das ehemalige Reichsparteitagsgelände, steingewordene Gigantomanie der Nazizeit.

Beides gehört ja irgendwie zusammen, auch wenn in der Nachkriegszeit die Stadt heftigst bemüht war, das braune Erbe loszuwerden. Aus verschiedenen Gründen blieben einige Zeugen der Zeit und so hat man hier in den 80er Jahren angefangen, sich dieser Vergangenheit zu stellen und diese zu dokumentieren, wozu eben auch der Hinweis auf die Nazi-Vereinnahmung des mittelalterlichen Nürnbergs gehörte. Es war seinerzeit der Versuch – wie andernorts auch – das nun braune Deutsche Reich in eine lange Tradition zu stellen. Bei Nürnberg mit der Brücke von den mittelalterlichen Reichstagen zum Reichsparteitag im zwölfjährigen tausendjährigen Reich. Eklektizismus haben das die Gelehrten genannt und in der Tat, immer da, wo es besonders schön in die eigene Ideologie passte, haben die Nazis beherzt zugegriffen. Nürnberg passte da ganz hervorragend.

Auf dem Parteitagsgelände selber allerdings sollte es nicht so sehr um diese ‚Traditions’linien gehen, sondern um Überwältigung, Entindividualisierung und Einfügung in den nationalen Volkskörper. Ein gleichgeschalteter Staat organisiert nach dem Führerprinzip, funktionierend bis zur „Endlösung“ und bis zum Untergang. Recht deutlich wird es auf dem Zeppelinfeld; ein riesiges Feld für tausende Individualisten, in dieser Masse allerdings ein einziger uniformer Volkskörper aufschauend zur Führerkanzel. Kongresshalle und Große Straße für gigantische Aufmärsche komplettieren die Szenerie. Auch hier mögen vielleicht die Maße die ideologischen Gedanken verdeutlichen. Kongresshalle: geplantes Fassungsvermögen 50.000, geplante Höhe 70 m, Abmaße 240 x 200 m. Aufmarschstraße: 3 km lang, 40 m breit.

Die Unterkünfte für die nächsten Tage sind in Bayreuth, dieser kleinen aber feinen Residenzstadt. Wagner, Festspielhaus und Wahnfried spielen keine Rolle, was mich ein wenig wundert, denn mit Dr. Ludewig ist der Wagner-Liebhaber und -Experte des Seminars mit an Bord. Stattdessen stehen die Stadt und insbesondere die Eremitage und das  Markgräfliche Opernhaus im Herzen der Stadt auf dem Programm. Auch schön.

Nach Bamberg hat es inzwischen Prof. Schneidmüller verschlagen. Genauso wie noch vor kurzem in Braunschweig zeigt er sich an der hiesigen Otto-Friedrich-Uni für das Mittelalter verantwortlich. Schneidmüller ist der, der seinerzeit die „Sachsengeschichte“ („Res gestae saxonicae“) von Widukind von Corvey aus dem Lateinischen ins Deutsche übersetzte, dies in einem der kleinen, handlichen Reclam-Hefte veröffentlichte und damit unzähligen Studenten bei dem erforderlichen Schein in lateinischer Quellenlektüre den Arsch rettete, so auch meinen. Er lässt es sich nicht nehmen, uns die Highlights Bambergs näher zu bringen, als da wären selbstverständlich der Bamberger Dom mit dem Bamberger Reiter, die Neue Residenz und Kloster Michelberg, welches zusätzlich mit dem langen Gang durch die Stadt und mit dem erhabenen Blick über diese Eindruck zu schinden vermochte.

Abgerundet wird dies am Abend in einer hinreißenden Lokalität, deren Namen ich aber mittlerweile vergessen habe. Interessanter sind allemal die Fotos, die dabei herausgekommen sind und die sprechen von einem Abend mit unterschiedlichsten Diskussionsansätzen☺.

Weiter sieht unser Programm vor, im weiteren Umkreis von Bayreuth/Bamberg nach Cheb/Eger zu fahren, wo wir uns v.a. der Burg(ruine) und dem hübschen Stadtkern nähern. Die Burg ist nicht nur interessant, sie macht auch noch richtig Spaß! Höhepunkt in meinen Augen der Marktplatz, der mich an den einen oder anderen Marktplatz anderer tschechischer/slowakischer Städte aus diversen früheren Urlauben erinnert. Die Erinnerung daran ist sehr positiv besetzt. Die gemeinschaftliche Entscheidung, in einer Lokalität am Platze tschechischem Bier und Essen zu frönen, stellt sich als haargenau richtig heraus.

Der Rest der Tour sieht Banz vor, welches total verregnet ist. Hat mich aber von vornherein nicht wirklich interessiert; ein ehemaliges Kloster, in dem sich aktuell regelmäßig irgendwelche CSU-Größen treffen ist für mich ohne erkennbaren Reiz.

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