Das System der FDGB-Ferien ist uns Kindern im Winter 1979 natürlich egal, es ist ein äußerst schneereicher Winter und wir haben Plätze im FDBG-Erholungsheim Heubach im südlichen Thüringen. Es geht also an die südliche Grenze unserer kleinen Republik, gute 300 Kilometer, mindestens für uns Kinder wahnsinnig aufregend.
Zehn Tage sind wir hier und genießen vor allem den Schnee. Ich kann mich dran erinnern, dass wir irgendwann auch an einer Skilanglauftour für Anfänger teilgenommen haben. Aber ob es nun toll war? Also auf jeden Fall nicht nachhaltig. Aber wir hatten halt die ganze Zeit Schnee, viel Schnee.
Nachhaltiger waren unsere Spielereien im Schnee auf dem Hügel ganz in der Nähe vom FDGB-Heim, wo wir uns Skier ausgeliehen haben. Im norddeutschen Flachland standen wir so oft ja denn doch nicht auf Skiern, da war das hier schon ziemlich aufregend. Mit paar anderen Kindern ging es dann in den Tagen auch ans Skispringen.
Fasziniert war ich ja schon von den Skispringern, Vier-Schanzen-Tournee gehörte selbstverständlich in der DDR auch zum Pflichtprogramm und mein Erlebnis auf der Schanze in Štrebské Pleso ist auch noch nicht lange her. So wollen wir natürlich auch Skispringer sein. Eine Schanze wird an dem Hang gebaut, wir haben herrlichen Backschnee, so steht unsere Schanze recht schnell und vor allem eine längere Zeit. Es ist der Inbegriff einer Naturschanze, wenngleich die Größe an das Vorbild in Bischofshofen natürlich nie heranreichen konnte. Aber für uns Kinder ist es die größte und schönste Schanze der Welt.
Wir können immer wieder springen und natürlich sind paar Ältere dabei, die schon richtig weit springen, so zehn Meter schafft der eine oder andere, da haben wir Kleinen ordentlichen Respekt. Wir kommen immerhin nach vielen vielen Versuchen, schließlich geht ja nur ein gestandener Sprung in die Wertung ein, auf sechs Meter. Aber gestanden. Bis heute mein persönlicher Rekord, aber ich habe mich seitdem auch nie wieder im Skispringen versucht.
Wanderungen stehen auf dem Programm, viele Wanderungen durch den tiefen Schnee. Und ein Ausflug ins Spielzeugmuseum Sonneberg. Und wahrscheinlich auch verschiedene Abendveranstaltungen, denn die Betreuung war ziemlich umfassend. Aber sicher nicht so viele Abendveranstaltungen für uns Kinder, ich denke, wir waren dann schon im Bett, weswegen ich mich auch nicht mehr dran erinnere.
Und klar gehört zu der Geschichte dieser Aufenthalte in den FDGB-Institutionen auch, dass dies subventionierte, preiswerte Ferienaufenthalte in subventionierten, preiswerten FDGB-Heimen sind. Sie sind natürlich Teil der SED-Politik und Hauptbestandteil der DDR-Sozialpolitik. Der FDGB ist die mitgliederstärkste Massenorganisation der DDR und ist selbstredend in die Durchsetzung der politischen Ziele involviert. Wie die Verteilung funktioniert hat, weiß ich nicht mehr, ich werde es vielleicht irgendwann, wenn ich Zeit habe, recherchieren.