Unser erster Familienurlaub geht in die ČSSR. Also zumindest der erste, an den ich mich so richtig erinnern kann und von dem nicht nur Bilder existieren. Die ČSSR ist damals noch die Tschechoslowakische Sozialistische Republik. Ein anderes Land in einer anderen Zeit. Aber das ist zu der Zeit natürlich egal, mit knapp sieben Jahren interessieren andere Dinge.
Und wenn ich heute, also 2020, sage, dass ich mich daran erinnern kann, ist das ja so absolut gesprochen auch nicht wahr, es sind einzelne Sequenzen, an die ich mich erinnern kann. An manche aber sehr präzise. Wie auch immer, gesehen haben wir in der Zeit ne ganze Menge und die Ausgewogenheit zwischen Familie, Spielen, Wandern und Entdecken hat auch gestimmt. Nur positive Erinnerung an den Urlaub, an die Urlaube.
1975 zwei Tage Dresden zum Auftakt, dann in die Hohe Tatra, am Steuer des Trabant 601 Papa und die Mama hält uns mit Märchen vorlesen bei Laune. Später vor Ort durfte natürlich auch der Papa Märchen vorlesen, ein frühes und lang erhaltenes Urlaubs- und Einschlafritual. Geschlafen haben wir Kinder oft genug während der Fahrt, ich im Fußraum hinten, Kerstin auf den hinteren Sitzen. Ein Wahnsinn verglichen mit heutigen Zeiten.
Unser Ziel ist Tatranská Štrba, hier ist unser Quartier, von hier starten wir zu Ausflügen in die Gegend. 900 km von Genthin entfernt auf 900 Metern Höhe. 1975 wie oben geschrieben die ČSSR, heute die Slowakei. Schwer beeindrucken mich die Tropfsteinhöhlen, sogar eine Eishöhle ist dabei und natürlich die Sprungschanze von Štrbeské Pleso, auf die wir hoch können und dementsprechend sehen, dass so ein Skispringer da oben gar nicht sehen kann, wo er später mal landen wird. Auch heute beeindruckt mich das immer noch ziemlich.
Mindestens genauso cool wie die Sprungschanze ist der See bei Štrbeské Pleso. Wanderungen bei Stary Smokovec schließen sich an oder zur Chata Kamzik und eben die Demänovska-Höhlen. Oder es geht mit der Bodenseilbahn zum Hrebienok. Zum Urlaub zählt auch die Gartenausstellung in Olomouc.
Štrbeské Pleso liegt dann schon bei 1.355 Metern. Nicht weit entfernt sind dann schon die 2.000er: der Štrbský štít (2.384 m) oder der Štrbské Solisko (2301 m.). Äußerst spannend indes ist auch, dass die Gemeinde mitten im Podtatranská kotlina (Unter-Tatra-Kessel) liegt, ziemlich genau an der europäischen Hauptwasserscheide. Die scheidet hier die Zuflussgebiete des Schwarzen Meers (Abfluss über die Waag) und die der Ostsee (Abfluss über den Poprad).