Dresden, immer wieder war und bin ich hier, das erste Mal in den 1970er Jahren auf dem Weg in den CSSR-Urlaub, dann sehr oft als ich in Kamenz war u.a. mit Zwinger oder Moritzburg um die Ecke. Und natürlich immer wieder zum Fußball. 2017 schaffe ich es endlich auch in die Semperoper und 2020 ergibt sich wieder Zeit für das Blaue Wunder.
Die erste Semper-Oper entsteht, natürlich von Gottfried Semper entworfen, von 1838 bis 1841. Richard Wagner ist von 1843 bis 1849 Königlich Sächsischer Kapellmeister hier, die Uraufführungen von „Rienzi“ (1842), „Der fliegende Holländer“ (1843) und „Tannhäuser“ (1845) fallen in diese Zeit. Drei Wagner-Uraufführungen.
Der Bau wird allerdings am 21.09.1869 durch eine Brandkatastrophe vernichtet. Also muss ein Neubau her. 1871 bis 1878 entsteht die zweite Semper-Oper. Der Ruf bleibt ungebrochen.
1934 wird Karl Böhm als Generalmusikdirektor und Operndirektor verpflichtet, Kontinuität und künstlerischer Ruf sollen gewahrt werden. Böhm ist zwar kein Mitglied der NSDAP, aber er ist Mitglied im völkischen und antisemitischen Kampfbund für deutsche Kultur. Er tritt die Nachfolge von Fritz Busch an, von Nazis zum Rücktritt gezwungen und zur Emigration genötigt.
Im Sommer 1944 ist die vorerst letzte Vorstellung, am 13./14. Februar zerstören Bomben die Semperoper nahezu völlig. Es folgen Interimslösungen.
Eine ist die umgebaute Tonhalle in Dresden-Neustadt. Ab 1948 ist das wiederaufgebaute Schauspielhaus als »Großes Haus der Staatstheater Dresden« die Hauptspielstätte. Eröffnet mit Beethovens Fidelio hat sie Bestand bis 1984.
Ab 1977 entsteht die dritte Semperoper. Sicherungsmaßnahmen erfolgen, erhaltene Dokumente werden ausgewertet und nach einer Planungs- und Projektierungsphase erfolgt am 24. Juni die Grundsteinlegung zum möglichst originalgetreuen Wiederaufbau der Semperoper, Wolfgang Hänsch wird Chefarchitekt.
Bis 1984, dann wird die wiedererstandene Semperoper an die Staatsoper übergeben. Die dritte Semperoper wird mit einem Briefmarkenblock der DDR-Post gewürdigt.
Homepage Semperoper: „1985. Am 13. Februar, 40 Jahre nach ihrer Zerstörung, wird die Semperoper festlich wiedereröffnet. Eines der schönsten Opernhäuser der Welt erwartet allabendlich wieder die Dresdner und Besucher aus nah und fern. Eröffnungsvorstellung ist Carl Maria von Webers »Der Freischütz«.“
Und am 28.11.2017 ergibt sich für mich endlich die Gelegenheit. Puccinis La Boheme verbinde ich mit einer Führung durch die Oper, es wird ein äußerst cooler Abend.
Von 1726 bis 1743 wird die Dresdner Frauenkirche erbaut und blitzschnell zu einem Markenzeichen des Dresdner Barocks, gleichzeitig aber auch der Stadtsilhouette. Aber genauso wie die Semperoper wird sie während der Luftangriffe auf Dresden am 13./14. Februar 1945 schwer beschädigt. Am 15. Februar stürzt sie ausgebrannt in sich zusammen. Die DDR erhält sie als Mahnmal gegen Krieg und Zerstörung und gegen den Faschismus. Nach der Wende veränderte Ideen: 1993 beginnt die Enttrümmerung und ab 1994 der Wiederaufbau.
Bis 2005: am 30. Oktober 2005 finden ein Weihegottesdienst und ein Festakt statt. Aus einem Mahnmal gegen Krieg und Zerstörung wird ein Symbol der Versöhnung. Spenden von Fördervereinen und Spendern aus aller Welt machen den Wiederaufbau möglich.
Nahezu gleichzeitig werden viele Bürgerhäuser am Neumarkt rekonstruiert, wesentlich auf Initiative der Gesellschaft Historischer Neumarkt Dresden (GHND).
Das Blaue Wunder, um genau zu sein die Loschwitzer Brücke, verbindet die Stadtteile Blasewitz und Loschwitz. Ende des 19. Jahrhunderts soll die Fähre zwischen den Stadtteilen ersetzt werden. Jahrhundertelange Fährververbindungen, problematisch bei Eis oder Hochwasser, sollen ein Ende haben. Die Zeit ist reif.
Die Königliche Wasserbaudirektion formuliert umfassende Anforderungen, die Anforderungen gehen letztlich so weit, dass das Baumaterial vorgegeben wird. Damit ist die Brücke allerdings vom Material her auf Höhe der Zeit sozusagen: Blaues Wunder 1893, Eiffelturm 1889, Firth of Forth Bridge in Edinburgh 1890, Ponte Dom Luís I in Porto 1886.
Einen mittigen Pfeiler lehnen die Schifferverbände ab, also wird es eine freitragende Brücke. Kein Pfeiler in der Elbe stört den Schiffsverkehr. Am Ende entsteht eine sog. versteifte 3-gelenkige Hängebrücke. Zwei Pfeiler sind die Auflager für die Pylone, an denen die Tragwerke hängen. Zwei der drei Gelenke sind über den Flusspfeilern unter der Fahrbahn, das dritte Gelenk in der Brückenmitte. Ohnehin halten Federgelenke die Konstruktion sowohl zusammen als auch elastisch, genau das war auch das Ziel. Die Fahrbahn wird an einem Zugband aus vernieteten Flacheisen aufgehängt.
Das Mittelgelenk – oben ein Blechpaket als Schwingungsbremse
1893 ist dann die Zeit bereit für das technische Meisterwerk, am 15. Juli wird die 3018 Tonnen schwere Brücke eingeweiht. Anfangs erfolgt die Finanzierung über eine Maut, seit 1924 aber ist die Nutzung der Brücke kostenlos.
Bleibt noch die Frage nach dem Namen.
Sie ist eine der ersten Brücken dieser Spannweite aus Metall ohne Strompfeiler – ein Wunder? Möglicherweise. Entscheidend dürfte wohl aber der hellblaue Farbanstrich der Brücke sein, der der Loschwitzer Brücke diesen Namen einbringt.
1936 verbreiten die Dresdner Nachrichten die Ente, dass die Brücke ursprünglich aus einem Gemisch Kobaltblau und Chromgelb grün angestrichen gewesen sei. In Folge hätten sich die Gelbanteile durch Witterungseinflüsse verflüchtigt, nur Blau sei übrig geblieben. Eine Zeitungsente, die auch heute noch gelegentlich wiederholt wird. Aber, so der Kunsthistoriker Volker Helas, warum hätte eine grüne Brücke Blaues Wunder heißen sollen? Eine hübsche Geschichte, die ich auch gelesen habe ist, dass die Brücke über Nacht von alleine blau wurde. Nette Geschichte, ohne Zweifel.
Von einer anderen Geschichte erzählt eine Gedenktafel am Schillerplatz. Ende des II. Weltkriegs will die SS die Brücke sprengen, um die Rote Armee zu stoppen. Allerdings trennen die Dresdner das Kabel zum bereits angebrachten Sprengsatz, auf der Gedenktafel sind Paul Zickler und Erich Stöckel genannt, beteiligt sind aber auch Max Mühle, Carl Bouché und der als Brückenkommandant eingesetzte Hauptmann Wirth. Und so steht das Blaue Wunder nach wie vor in der 1893er Pracht.
Vielleicht ist es aber auch nicht ganz so wichtig, warum das Blaue Wunder so heißt. Es sind doch die Geschichtchen, die Storys, die Spaß machen, hier und anderswo. So wie für mich das Blaue Wunder eine Geschichte ist.
Ich weiß nicht, wann ich diese Brücke das erste Mal gesehen habe auf dem Weg zu einem unserer Urlaube in der CSSR. Ich weiß aber, dass die Faszination sofort da war, jede Fahrt mit unserem Trabi darüber habe ich geliebt und hat mich bereits Kilometer vorher hibbelig gemacht. Das Blaue Wunder habe ich seitdem nicht vergessen, auch wenn seitdem nur noch ganz selten und nur bei einer Durchfahrt gesehen.
Umso mehr freue ich mich heute, die Brücke in tiefstehender faszinierender Wintersonne zu haben. Kurz bevor die Sonne hinter den Bergen verschwindet. Die Schatten sind schon lang, das Licht verändert sich rasant schnell, ich muss mich beeilen. Ein paar dieser Winteraufnahmen des Blauen Wunders sind es aber wert. Und siehe da – für heute ist das Wunder an dem Blauen Wunder für mich, dass es auch zu später Winterzeit, knapp vor dem Sonnenuntergang, Faszinosum pur ist.
Meine Bilanz bei Dynamo Dresden:
- 28.11.2003: Rudolf-Harbig-Stadion: 1.FC Dynamo Dresden – BTSV 1:0 (1:0)
- 16.09.2005: Rudolf-Harbig-Stadion: 1.FC Dynamo Dresden – BTSV 1:1 (0:1)
- 26.09.2009: Rudolf-Harbig-Stadion: SG Dynamo Dresden – BTSV 1:1 (0:1)
- 22.01.2011: Glücksgas Stadion: SG Dynamo Dresden – BTSV 1:1 (0:0)
- 07.04.2012: Glücksgas-Stadion: SG Dynamo Dresden – BTSV 2:2 (1:1)
- 20.10.2012: Glücksgas-Stadion: SG Dynamo Dresden – BTSV 0:2 (0:1)
- 29.06.2013: Glücksgas-Stadion: SG Dynamo Dresden – BTSV 2:0 (1:0) (U 19 Releg. zur 1. BL)
- 28.10.2016: DDV-Stadion: SG Dynamo Dresden – BTSV 3:2 (0:1)
- 29.10.2017: DDV-Stadion: SG Dynamo Dresden – BTSV 1:1 (1:0)