In gerader Linie setzen sich die Sowjetsymbole in der Folgewoche fort. Das Treptower Ehrenmal besuche ich bei bestem Wetter und am Wochenende steht eine Fototour in Wünsdorf, dem ehemaligen Haus der Offiziere, an.
Sowjetisches Ehrenmal im Treptower Park
Es ist ja nicht nur das Ehrenmal, es ist ja gleich ein ganzer Park, der zum 8. Mai 1949 in Berlin erbaut wird für die im Zweiten Weltkrieg gefallenen Soldaten der Roten Armee. Gefallen in der Schlacht um Berlin. Bestattet sind hier über 7000, insgesamt waren es wohl ca. 80.000 sowjetischen Soldaten.
Würdige Ruhestätte für die Gefallenen sollte es sein, genauso aber für Kraft, Größe und Stärke der Sowjetunion stehen und dann auch noch den Dank zumindest ostdeutscher Politiker gegenüber der Befreierarmee ausdrücken. Ganze Menge möchte man meinen, aber so ist das letztlich doch mit so vielen dieser und ähnlicher Ehren- oder Denkmale. In ihrer Symbolik – gerade in Zeiten des Kalten Krieges – immer multifunktional veranlagt. Und immer von mehreren Seiten beansprucht und vereinnahmt.
Dementsprechend ist Treptow in der DDR auch nie nur Friedhof und Siegesdenkmal, sondern immer auch Park für Massenveranstaltungen und die jeweilige Selbstversicherung auf den sozialistischen Staat, mindestens immer zum 8. Mai, dem Tag der Befreiung.
Nach der politischen Umbruchszeit finden seit 1995 jährliche Gedenkkundgebungen statt. Am 9. Mai werden Blumen und Kränze niedergelegt. Es ist sozusagen der neue „Tag der Befreiung“, der mit dem russischen Tag des Sieges korrespondiert.
Klare Achsen, klare Symmetrien, klare Strukturen bestimmen das breit angelegte Ehrenmal. Den symbolischen Eintritt in den wichtigsten Teil der Anlage markieren zwei stilisierte Fahnen aus rotem Granit, davor jeweils die Skulptur eines knienden Soldaten.
Danach folgt das zentrale, allerdings symbolische Gräberfeld, der Ehrenfriedhof. Symbolische Gemeinschaftsgräber entlang der Mittelachse. Zu beiden Seiten erheben sich je acht Sarkophage aus Kalksteinblöcken. Sie stehen für die (damaligen) 16 Unionsrepubliken und sind gleichzeitig stilisierte Reliefdarstellungen aus dem „Großen Vaterländischen Krieg“ von 1941 bis 1945. Erst dahinter, in den Rasenbereichen unter den Platanen, befinden sich die Gräber der über 7.000 gefallenen und hier bestatteten Rotarmisten. Und wer genau hinschaut, entdeckt vlt. auch den Lenin, der sich ja in Tiraspol noch größter Beliebtheit erfreut und mir sicherlich etwas später in Wünsdorf auch irgendwie über den Weg laufen wird.
Die Blicke und Wege führen auf das Hauptmonument des Ehrenmals zu. Die Symmetrien setzen sich fort, ein kegelförmiger Mausoleumshügel mit einer Krypta an der Spitze, als Sockel für die Hauptfigur.
Das bronzene Standbild des Sowjetsoldaten mit gesenktem Schwert über dem zerschmetterten Hakenkreuz und einem geretteten Kind auf dem Arm ist ein weltweit bekanntes Symbol für den Beitrag der Sowjetunion zur Zerschlagung des Nationalsozialismus. 12 Meter ist er hoch, 70 Tonnen schwer, Hügel und Standbild sind insgesamt 30 Meter hoch.
Hügel und Pavillon sind einem „Kurgan“ nachempfunden, mittelalterlichen, slawischen Gräbern der Don-Ebene. Ein beliebtes Gestaltungsprinzip sowjetischer heroischer Gedenkanlagen zu Ehren der Gefallenen des Großen Vaterländischen Krieges.
Wünsdorf – Haus der Offiziere
Bereits 1910 wird Wünsdorf zu einem Militärstandort, zahlreiche Kasernenanlagen entstehen, ein Fernsprech- und Telegrafenamt, eine Infanterieschule. Wünsdorf ist Sitz des Hauptquartiers der Reichswehr. In der Weimarer Republik sind Freikorps stationiert, ab 1933 die Wehrmacht. Wenig später ist der erste Panzerverband Wehrmacht hier stationiert. Im März 1935 bezieht das Oberkommando der Wehrmacht (OKW) hier sein Hauptquartier.
1936 sind die Sportanlagen mit Turnhallen und Schwimmbad Trainingsgelände deutscher Olympioniken. Zur gleichen Zeit entsteht die Militär-Badeanstalt, später von den sowjetischen Streitkräften umgebaut. Ende der 30er werden auf und um das Gelände Bunkeranlagen gebaut, das Gelände wird zu einer entscheidenden Kommandozentrale der Wehrmacht im II. Weltkrieg.
Am 21.04.1945 besetzt die Rote Armee das Militärgelände. Ab 1953 hat das Oberkommandos der Gruppe der Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland (GSSD) seinen Sitz in Wünsdorf. Weil der Oberbefehlshaber gleichzeitig Statthalter Moskaus ist, wird Wünsdorf zu einer der Machtzentralen der DDR. Dafür spricht auch eine 1977 eingerichtete tägliche Zugverbindung von Wünsdorf nach Moskau. Selbstverständlich mit einem eigens erbauten und nur den sowjetischen Militärangehörigen zugänglichen Bahnhof.
1990 wird im Rahmen der 2+4-Verträge der Abzug der Truppen vereinbart, am 8.9.1994 ist das vollzogen und Wünsdorf wird zur Geisterstadt. Zurück bleibt ein Areal von 260 Hektar. Knapp 150.000 Stück Munition und sonstige Kampfmittel und knapp 30 Tonnen Munitionsschrott werden entsorgt. 45.000 Kubikmeter Haus- und Sperrmüll werden abtransportiert, zusätzlich Chemikalien, Altöle, Altfarben, Altreifen.
Zu Spitzenzeiten leben 50.000 bis 75.000 sowjetische Männer, Frauen und Kinder hier, zahlreiche Einrichtungen wie Kindergärten, Schulen und Geschäfte stehen ihnen zur Verfügung.
Noch heute ist das „Haus der Offiziere“ Juwel und Zentrum der Garnisonstadt. Dabei sticht das an ein kleines Schloss erinnernde, symmetrisch angelegte Hauptgebäude mit den beiden imposanten Seitenflügeln klar heraus. Vier Etagen, verbunden durch ein zentrales Treppenhaus und weitere Treppenhäuser in den Seitenflügeln. Vor allem diese machen ordentlich Eindruck. Vor dem Gebäude steht, eigentlich klar bei der Geschichte, Lenin und das ist dann die thematische Klammer von der Transnistrientour über Treptow zum „Haus der Offiziere“.
Dazu kommen das Hallenschwimmbad mit Kesselhaus in direkter Nähe zum Offiziersspeisehaus.
Und natürlich die ehemalige Turnhalle, die später zum Konzerthaus und Theater umgebaut wird. Auftritte des Bolschoi-Theaters waren an der Tagesordnung. Die Würde und Pracht sind noch heute sicht- und spürbar. Und – sicher nicht ganz zufällig – die Symbolik über der Bühne verweist direkt auf das Treptower Ehrenmal.