Traditionell Osterurlaub. Dieser aber kann nicht als gewöhnlich in die Geschichte eingehen. Einerseit ist dies der Urlaub, der einen gewissen Abstand von den Umzugsfeierlichkeiten bringen sollte, denn die ganzen Sachen sind nun von Bochum nach Braunschweig verbracht, aber eben noch nicht in der Wohnung, weil ich diese eben noch nicht beziehen kann.
Andererseits darf dieser Urlaub auch gern als entscheidender, wichtiger und bemerkenswerter Einschnitt in meiner Biographie stehen bleiben, denn nach dem Urlaub beginnt mein Traumjob. Arbeiten in einem großartigen Team, Möglichkeiten zur individuellen Entfaltung mit einem Chef, der einem vertraut; und das alles zu Hause, in Braunschweig. Mehr geht fast nicht mehr. Genug der Emotionalität, ein allerletztes Mal wird der Firmenwagen gewinnbringend eingesetzt, um von Braunschweig nach Berlin zu kommen und dementsprechend auch zurück. Vor Ort hilft uns ein Mietwagen. Uns: das sind Henning und ich. Der Flug spielt sich in den üblichen Zeithorizonten eines europäischen Billigfliegers ab, ist also recht schnell erledigt.
Gerade noch in NRW gearbeitet und schon kurven wir von Podstrana/Split aus an der Kroatischen Adriaküste rum. Zunächst zieht es uns aber von dieser weg, denn die Zeit zwischen Ankunft und Nacht ist wie gemalt für den Weg zum Roten und Blauen See. Ohne genau zu wissen, ob die zeitlich zu machen sind, waren die Seen vorgesehen. Ich freue mich noch immer, dass wir trotz nicht ganz spurenfreier Anreise die Tour noch am Ankunftstag gemacht haben. Geologische Besonderheiten finde ich ja immer ganz spannend. Der Crveno jezero (Roter See) ist die größte wassergefüllte Einsturzdoline der Welt, ca. 2 Mio. Jahre alt. Kreisrund ist er und ca. 280 m tief und endemische Fische gibt’s hier, wobei wir nach denen nicht getaucht haben. Wahrscheinlich würden wir die auch nicht wirklich erkennen, denn wir können ja „richtige“ Fische manchmal nur anhand der Farbe des Filets unterscheiden und dann solche, die nur in diesem See existieren und sich dementsprechend anders entwickelt haben, also einzigartig sind? Ausgeschlossen.
Der Modro jezero (Blauer See) ist genauso eine Einsturzdoline unwesentlich weiter entfernt. Der ist nicht ganz so tief und trocknet im Sommer auch mal aus, was dann immer traditionell Anlass für einen Kick am Grunde des Sees ist; für einen Moment lang hätte ich jetzt gern genau diese Situation.
Bleibt noch die Doline: ist eine halbwegs runde Senke in Karstgebirgen. Ständiger oder immer wiederkehrender Kontakt des Kalksteins mit Wasser löst dies Gestein im Laufe der Jahrtausende punktuell großflächig. Folge: alles ist irgendwann porös und unterspült und die Decke sackt großflächig und gleichzeitig weg. Bemerkenswerte Geologie ohne Meteoriten oder anderes Kram; wirklich gute Entscheidung, hier hinzufahren.
Auf der Rückfahrt, die wir an der Adriaküste entlang laufen lassen, gibt es noch zusätzliche Wärme in Form von sonniger Adriaküste. Eine Wohltat nach dem unerwartet langen Winter.
Am nächsten Tag bringt uns eine kurze Busfahrt vom Vorort Podstrana nach Split. Eine Kombination, die ich wohl genauso noch einmal buchen würde. Bzgl. der Villa Stipe hatten wir viele Erwartungen. Die negativen wurden nicht mal ansatzweise erfüllt. Apartments in richtig guter Größe, gutes Frühstück, für die Größe und die Jahreszeit ein fast unglaublicher Service; wir sind deutlich vor der Saison da. Drei Sterne können unglaublich viel Spaß machen.
Spilt: Es ist immer wieder neu und faszinierend, welchen Charakter sich Städte erhalten können, die ihren Kern vom römischen Reich an mitnehmen konnten. So auch hier: Man sieht deutlich die römischen Ursprünge und auch wenn die Stadt als ein Widerstandsnest gegen die italienischen Faschisten bombardiert worden ist, Teile des ehemaligen Diokletianpalastes sind erhalten, in diesem zweifelsohne mächtigen Areal einige verwinkelte Gassen und der Charakter der Altstadt, der sich selbstverständlich auch nach dem Römischen Reich weiterentwickelt hat und den gegenwärtigen Charakter der Altstadt prägt. Dazu die Kathedrale Sveti Duje und die schöne Uferpromenade. Die Stadt hat was und so fällt es uns leicht, hier den ganzen Tag herumzulaufen und zu schauen, immer wieder unterbrochen von ausgedehnten Pausen an sonnenbeschienenen Ecken, in denen wir, wie oben schon angemerkt, den Winter aus dem Körper vertreiben.
Nach der Rückfahrt nach Podstrana kehren wir beim Kroaten unseres Vertrauens ein und erleben ein doppeltes Highlight. Erst die riesige Fleischplatte, die wir nach so viel frischer Luft als zwingend notwendig erachten und dann auch noch ein Sonnenuntergang vom Feinsten.
Nach Split gestern bemühen wir heut wieder den Mietwagen, ein recht umfangreiches Programm steht auf dem Plan. Zunächst ein wenig Nostalgie oder Kindheitserinnerungen: wir folgen den Spuren Winnetous im Krka-Nationalpark. Es wird ein wunderschöner Gang durch den Park mit immer wieder wechselnden Perspektiven und auch immer wieder anderen Wasserfällen. Es ist nicht nur ein Wasserfall, sondern ein ganzes Gebiet mit vielen kleineren und wohl sieben bedeutenden Wasserfällen, welches sich die Krka hier im Karstgebirge geschaffen hat. Dazwischen immer wieder Wald oder talgewendete Blicke, so dass auch immer ein gehöriges Maß an Abwechslung dabei ist. Absolut Klasse und letztlich, auch wenn beständig vom Wasserrauschen begleitet, unendlich ruhig. Auch wenn sich kein Mensch den Namen des Wasserfalls Skradinski buk wird merken können, erinnernd an Winnetou und den dort gedrehten unvergesslichen Szenen gehört er hier mit hinein. Dass er einem in der Gegend hier allerdings nicht ständig um die Ohren geschlagen wird, finde ich sehr angenehm.
Weiter geht’s nach Zadar. Die hübsche Stadt steht auf dem Programm, selbstverständlich auch die Kathedrale Sv. Stošija, genauso selbstverständlich wie die Meeresorgel, bei der seit 2005 unzählige Leute am Hafen sitzen und liegen und sich entspannen. Insgesamt gefällt mir Split allerdings deutlich besser.
Auch wenn hier Fußball gespielt wird. Eigentlich sollte ja Split ein Heimspiel gehabt haben am gebuchten Wochenende. War aber nicht, auch hier hat der Winter den Spielplan gehörig durcheinandergebracht. So bleibt uns denn der NK Zadar übrig und der spielt gegen den NK Osijek. Und genauso motiviert wie ich das herunterschreibe, genauso motiviert waren wir letztlich auch: im Vorfeld ja doch auf Hajduk und das entsprechende Stadion spekuliert und nun das. Ohne Zweifel, dieses längere Wochenende ist im Hinblick auf die Fußballplanungen so komplett anders gelaufen als geplant, aber so hat sich der Winter 2010 in Europa nun mal präsentiert: Unberechenbar bis in die südlichsten Regionen, die ja nun bisher nicht dafür bekannt waren, dass komplette Spieltage aufgrund des Wetters verlegt werden müssen.
Am letzten Tag vor dem Abflug lenken wir unsere Aufmerksamkeit auf Mostar. Es ist ja denn trotz aller Anregungen und Wünsche zum Vertiefen der Eindrücke in einer Region immer fraglich, wann man das nächste Mal wieder dorthin kommt. Und so liegt es nahe, die paar Kilometer ins benachbarte Bosnien nach Mostar zu fahren. Die Fahrt ist streckenweise recht abenteurlich, weil ausgebaute Straßen in diesem Teil Bosniens nicht ganz so leicht zu finden sind. Aber Bosnien hat sicher noch ganz andere Probleme, als sich schnellstens um die Infrastruktur der Nebenstraßen zu kümmern, das sieht man spätestens in Mostar. Die Brücke ist wieder aufgebaut, was aber in der Stadt an Ruinen zu sehen ist, lässt den Atem immer wieder stocken.
Das Wahrzeichen Mostars wurde im 16. Jhdt. erbaut. Stari most heißt schlicht und ergreifend Alte Brücke. Strategische Bedeutung hatte sie im Balkankrieg zu keiner Zeit, dennoch wurde sie 1993 von kroatischer Seite zerstört. Mittlerweile ist sie rekonstruiert und zählt seit 2005 zur UNSECO Welterbeliste. Es schaffen also auch neue Brücken den Sprung auf die Welterbeliste.
Sehr schön an der Flugverbindung ist, dass wir locker ausschlafen können, den Wagen in Ruhe abgeben können und dann erst zurückfliegen.