Das Reichsbahnausbesserungswerk (RAW) der Deutschen Reichsbahn im Magdeburger Stadtteil Salbke. Hat seine eine ganz eigene Faszination. Riesige Hallen, Berufsschule und Kulturräume sind auf dem riesigen Gelände zu finden.
Gegründet wird das Werk als Königliche Eisenbahnhauptwerkstatt Salbke ab 1892. Zu der Zeit ist Salbke noch ein Dorf. Richtig los geht’s auf dem ehemaligen Ackerland am 1. Oktober 1895. 1898/1899 erfolgt die erste Erweiterung, die Zahl der zu wartenden Fahrzeige steigt kontinuierlich und auch die der Mitarbeiter. Angangs noch ca. 100 sind es 1912 bereits 800. Am 15. März 1904 wird zudem eine Werksfeuerwehr gegründet, im gleichen Jahr beginnt auch die Ausbildung von Lehrlingen im Betrieb.
Im I. Weltkrieg werden Wagen für Militärtransporte eingerichtet. 1935-1938 werden eine Zentralschmiede und –dreherei gebaut, sodass Ersatzteile nunmehr auch in Eigenproduktion gefertigt werden können. Das Werk ist inzwischen nicht mehr nur Reparaturwerk, genauso stark zählt die regelmäßige Wartung zum Programm. Im II. Weltkrieg werden verstärkt Frauen an Stelle der zum Kriegsdienst eingezogenen Männer eingesetzt sowie Zwangsarbeitern und Kriegsgefangene. Bis zum Ende der 40er wird die Lehrlingsausbildung auf 100 Ausbildungsplätze gesteigert, ausgebildet werden Schlosser, Tischler, Stellmacher.
Am 21. Januar 1944 wird das Betriebsgelände bei einem Luftangriff bis zu 80 % zerstört. Die teilweise Instandsetzung erfolgt, hält späteren Sprengungen allerdings nicht stand. Am 10. Mai 1945 geht die Arbeit allerdings schon weiter. Umfangreiche Aufräumarbeiten gehen dem voraus, von drei Millionen freiwilligen Aufbaustunden ist die Rede. Der Wiederaufbau dauert bis in die 50er Jahre und verschlingt gut 3 Mio Mark.
Ganz dem sozialistischen Geist entsprechend wird 1950 wurde die BSG Lok Südost gegründet, immerhin 1962/63 DDR-Meister im Hallenhandball. 1959 eröffnet ein werkseigenes Kinderferienlager in Neukamp bei Putbus auf Rügen. 1947/48 kommen ein Kindergarten und 1956 auch eine Kinderkrippe im Turmpark hinzu. Und – ebenfalls zeittypisch – wird 1949 eine Betriebsgruppe der Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft gegründet. Selbstverständlich bekommt das RAW auch einen eigenen Kultursaal.
1952 wird eine Betriebsberufsschule eingeweiht, die Lehrlingsausbildung auf eine neue Stufe gestellt. Gleichzeitig wird hier auch die Berufsausbildung des Reichsbahnamtes Magdeburg durchgeführt.
Noch 1986 wird eine neue Betriebsgaststätte eingeweiht. Die sieht dann ab 1989 immer weiter sinkende Mitarbeiterzahlen. Modernisierungsmaßnahmen werden durchgeführt, die Werkfeuerwehr erfindet sich neu.
1992 hat das RAW noch 1262 Mitarbeiter, 1993 dann 800 und 1994 nur noch 630. 1994 wird das RAW in die Deutsche Bahn AG eingegliedert. Als die Zahl der Mitarbeiter auf 150 sinkt, erfolgt 1998 die Schließung des Werks. Seitdem ist es ungenutzt und verfällt.
Die Gebäude befinden sich zum Teil in einem ruinösen Zustand. Deutliche Spuren von Vandalismus sind vielen Gebäuden anzusehen. Die Gleisanlagen sind größtenteils demontiert und sind nicht mehr vorhanden. Der ehemalige Kultursaal ist eingestürzt, nur noch Reste der Bühne zu sehen.
2012 gibt es Pläne für einen Solarpark auf dem Gelände.
Am 16. Februar 2013 stürzt ein 24-jähriger Mann aus 22 Metern Höhe vom Schornstein des Werks auf ein Vordach, als beim Herausklettern aus dem Schornstein wohl ein Eisen aus dem Mauerwerk bricht. Schädelbasisbruch und mehrere Beinbrüche sind die Folge. Ihm ist das Geocaching zum Verhängnis geworden.
Größtes Bauwerk ist die elfschiffige Wagenreparaturwerkstatt. Ab 1893 geplant und in mehreren Bauabschnitten gebaut. 165 x 242 Meter ist sie groß, fast 40.000 m² sind dies. Die Dachstützen stehen im Abstand von jeweils 15 Metern. 45 Eisenbahngleise führten in die Halle. Satteldächer mit ausladenden Oberlichtern werden von Backsteinbauten getragen.