„Du kanst einen Typen aus Rosengård holen, aber nicht Rosengård aus dem Typen“ – Zlatan Ibrahimovic
Ohne Zweifel eines der bekannteren Zitate von Zlatan Ibrahimovic und im Nachhinein Highlight und Motto unserer Tour. Die mit dem Snälltåget beginnt. Robins Idee, mal irgendwann den Snälltåget zu nehmen, setzen wir Anfang Juli endlich um. Es ist ein großartiger Zug, der für schmales Geld im Sommer ein paar mal zwischen Berlin und Malmö verkehrt. Vier Waggons, eine Lok, es sieht schon von außen alles andere als DB-modern aus. Hervorragend. Besonders schön, dass genau dieser Eindruck sich im Inneren bestätigt. Und begleitet wird von einem entspannten old-school-Schaffner, der unsere Kiste Berliner eher wohlwollend beäugt. Später verhilft uns die zu unserem eigenen Abteil im letzten Waggon. Großartig. Denn nur ein paar Schritte sind es bis zum Zugende und von dort können wir – wie lange ist es her, dass ich genau das Vergnügen hatte – die ganze Fahrt die hinweggleitenden oder -rollenden Gleise anschauen. Geht ja bei den DB-Zügen nur noch ganz ganz selten. Was auch nicht nicht mehr wirklich geht, ist im Gang zu stehen und sich bei offenem Fenster den Fahrtwind ins Gesicht wehen zu lassen. Also bei richtig offenem Fenster. Ein Traum.
Und so geht die Reise dahin. Bis nach Trelleborg. Hier wird der Zug auf die Fähre geschoben. Mehr oder weniger erwachsene Männer schauen der Technik beim Arbeiten zu und schauen entsprechend kindlich fasziniert. Viel brauchts dann aber auch nicht mehr um bis Malmö zu schlafen. Angekommen in Malmö drängt sich natürlich sofort Rosengård auf, wenngleich heute noch keine Zeit dazu ist. Fußballfreaks die wir ja alle sind, begeistern sich ja auch an soetwas und so widmen wir uns in den nächsten Tagen auch diversen pathetischen Zlatan-Videos und freuen uns auf den Zlatan-Court. So z.B. das hier: Volvo V90: Made By Sweden | ”Epilogue” Featuring Zlatan Ibrahimović
Zunächst aber geht es weiter nach Göteborg. Die Stadt selber wird letztlich im Kurzdurchlauf erledigt. Viel Zeit ist ja auch nicht. Ankunft – Einchecken – Fußball. Der ist von überschaubarer Qualität, aber das war eigentlich eh klar, denn die besten Fußballer gehen früh ins Ausland. Bezeichnend, dass der letzte internationale Erfolg im schwedischen Vereinsfussball 30 Jahre zurückliegt. IFK Göteborg gewann 1987 den UEFA-Cup, nach 1982 immerhin zum zweiten Mal. Heut sind wir zwar auch in Göteborg, aber beim BK Häcken. Der spielt gegen Hammarby. Waren aber nicht so mein Tag und Spiel.
Einen Tag später geht es weiter mit der schwedischen Eisenbahn. Göteborg – Kalmar klingt jetzt nicht nach der Erfüllung aller Wünsche, ist aber eine wunderschöne Landschaftstour durch Småland. Vier Stunden Zugfahrt durch Wald, Wald und noch mehr Wald. Einige unberührte Seen sind dazwischen. Und recht selten auch mal ein Städtchen. Dünn besiedelt ist dieses Småland. Aber einfach schön.
Ähnliches Procedere wie gestern heut in Kalmar. Ankommen – Einchecken – Fußball. Auch heute ist er nicht wirklich mitreißend. Kalmar FF – AIK Solna trennen sich 1:1. Leider kann auch das Stadion nicht wirklich begeistern, aber zumindest am Namen können wir uns ein bissel erfreuen. Guldfågeln Arena – denkt denn nie jemand bei den Stadionnamen nach? Zum Abend ist das Wetter dann nicht so wie gedacht, es gibt also kein Bier am Kalmarsund. Dann eben das Hotelzimmer mit EM-Finale. Emotionslos wie eigentlich die gesamte EM – bis auf wenige Ausnahmen – wird auch das Finale zur Kenntnis genommen. Mich freut es für Ronaldo und Portugal. Hatte zwar auf Island gesetzt, aber gleich bei der ersten EM den Titel zu holen ist natürlich auch ein hoher Anspruch.
Am nächsten Tag geht es mit dem Zug nach Malmö. Wieder ein paar Stunden Fahrt, wieder tolle Landschaft. Und nun endlich geht’s zum Highlight der Tour! Rosengård ist fußläufig zu erreichen und als wir am Zlatan-Court ankommen ist es irgendwie wie Weihnachten. Strahlende Augen und das Gefühl, hier ein besonders schönes Geschenk auspacken zu dürfen. Robin und mir gelingt auch gleich mit dem ersten Schuß ein goldenes Tor, wäre also auch das geklärt. Der Court wird abgelichtet und je nach Gusto verlegen sich die einen eher aufs Kicken mit dem ambitionierten Nachwuchs während andere eher die Atmo bei ein paar Bier genießen. Ich finde es schlicht großartig und auch wenn hier nur die Füße von Zlatan hollywoodgleich eingelassen sind, wir meinen ihn zu spüren den begnadeten Fußballer mit dem unvergleichlichen Ego. Ein magischer Moment. Zlatans ständiger Verweis auf Rosengård mag wie Folklore aussehen. Ich glaube aber, dass es genau das nicht ist. Genau das sind die Wurzeln von Zlatan Ibrahimovic und mehr als einmal hat er deutlich gemacht, dass er da ist wo er jetzt ist wegen Rosengård, was übrigens offensichtlich hier alle so sehen und Freunde von ihm an eingangs zitierte Brücke verewigt haben. Zlatan Ibrahimovic inviger Zlatan Court
Igendwann trennen wir uns denn doch vom Court und schlagen den Weg Richtung Stadîon ein. Besagte Brücke, besagtes Eingangszitat kreuzen wir und wenn wir innehalten, so ist doch das nächste Zwischenziel gleich ausgemacht: das Falafel Baghdad. Auf dem Teller ist letztlich alles drauf, was es in diesem Imbiss zu essen gibt. Kostet fast 10 Euro, ist jeden Cent wert und kann ganz im schwedischen Geist mit Visa bezahlt werden.
Die Tour wird nach einem längeren Marsch durch die Stadt mit Malmö gegen Orebro vervollständigt und quasi abgeschlossen. Supportmäßiges Highlight, Stadion naja, insbesondere, weil direkt nebendran das alte liegt und fußballerisch wohl ebenfalls das beste der Tour. Vielleicht will ich das aber auch so sehen in der Zlatan-Stadt.
Egal. Die Rückfahrt geht mit dem Nachtbus von Malmö nach Göteborg, Aufenthalt auf dem Busbahnhof, Weiterfahrt zum Flughafen – Flug nach Hamburg – Hamburg mit dem Zug zurück in die Löwenstadt. Keiner wird behaupten, dass es unanstregend war, dafür war es umso geiler!
Und die nächste Tour – mit dem Moorexpress nach Harsefeld einen Monat später – wurde gleich anschließend umgesetzt.