Megamarsch Rügen – schon allein wegen der Landschaft haben wir Bock drauf. Brauchen wir nur noch eine Terminierung von unserem Auswärtsspiel bei Hertha auf einen Freitag.
Unsere Wünsche werden erhört, wir spielen Freitag Abend bei Hertha. Und wir spielen ganz gut – in der ersten Halbzeit – liegen mit 1:0 vorn, stellen Hertha vor Probleme, der Support von Berliner Seite kommt zum Erliegen. Wir haben beste Chancen, hier etwas mitzunehmen. Doch dann kommt der Auftritt von Grill, unserem Torwächter, den wir zum Glück nur geliehen haben. Kurz nach der Pause beschließt er, in einer Situation, in der er noch nicht wirklich was zu suchen hat, aus seinem Tor zu eilen, nicht nur aus dem Tor, sondern auch gleich noch aus dem Strafraum, besser is denkt er sich wohl. Sollte dann natürlich auch den Ball treffen, denke ich mir so. Trifft er nicht. Was ihn dann wohl zu der irrigen Annahme verleitet, dass es ganz cool wäre, gleich noch ein dämliches Foul anzuschließen. Rot. Elfmeter. Tor.
Inzwischen ist der Tor nicht mehr im Tor und das ist gut so, ich möchte ihn keine Sekunde mehr ertragen in blau-gelb, es war nicht sein erster Fehler, auch wenn ich sehr fehlertolerant bin, was bei der Eintracht sicherlich nicht die schlechteste Herangehensweise ist. Nur wenn gleiche Fehler immer wieder passieren, sich die Muster seiner Aussetzer oder Unsicherheiten gleichen und es uns schadet, dann is irgendwann auch mal gut. Es ist ja so, dass er erfolgreich den Eindruck vermittelt, dass seine Lernkurve extrem flach ist.
Rocky und ich fahren anschließend weiter nach Rügen, Sven und Jan können leider nicht. Also sorgen Rocky und ich dafür, dass es richtig richtig cool wird.
Der Megamarsch startet am Bahnhof Lauterbach. Es geht einen spannenden Rundkurs, wir kommen gut voran, keine Probleme. Nach 17 km haben wir das Glück, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein, wir kreuzen den Weg der Rügenschen BäderBahn, des Rasenden Rolands und genau in diesem Moment kommt er uns dann auch noch entgegen. Grandios. Eine coole Runde: Lauterbach, Binz, Sellin, Göhren, Seedorf, zum Schluß entlang der Stresower Bucht. Natürlich anstrengend nach hinten raus, mir tun da halt immer die Fußsohlen weh, aber bisher haben wir ja alle Runden geschafft.
Hier der komoot-Mitschnitt.
Ärgerlich: wir stellen den Wagen halb auf dem Feld ab in dem Glauben, dass das schon i-wie zum Megamarsch dazugehören möge, is aber nich. 55 € kostet uns das Ticket.
Tags drauf haben wir uns erholt und halbwegs ausgeschlafen. Also Rocky jetzt. Aber wenn wir schon auf Rügen sind, dann wollen wir natürlich auch noch was sehen. Also sind Ziel I die Kreidefelsen, wobei wir das Nationalparkzentrum und den Skywalk auslassen und uns auf die kurze Wanderung zur Victoria-Sicht beschränken.
Anschließend weiter nach Prora.
Als erstes steuern wir die Überreste der KdF-Siedlung an, die Ruinen hatte ich bisher noch nicht gesehen und die sind schwer eindrucksvoll. Krasser Scheiß, hier haben Sprengungen stattgefunden und der ganze Nazischeiß steht immer noch. Irgendwie jedenfalls.
Der Koloss von Prora bestand aus acht aneinander gereihten baugleichen Blöcken mit einer Länge von insgesamt 4,5 km. In diesem Komplex sollten nach Vorstellung der Organisation „Kraft durch Freude“ (KdF) 20.000 Menschen gleichzeitig Urlaub machen können. Komplett fertiggestellt wurde der Komplex nie, da haben die Nazis sich den II. WK dazwischengeschoben.
Teile der Bauten wurden daher als Ausbildungsstätte für Luftwaffenhelferinnen und der Polizeibataillone genutzt. Ab 1944 nutzte die Wehrmacht Teile als Lazarett. Teile des Nordflügels, genau der Teil, den wir als erstes ansteuern, sprengte die Rote Armee 1945, dabei wurden die Blöcke schwer beschädigt, aber nicht zerstört.
Zwischen 1948 und 1953 nutzte die Rote Armee die Bauten. Anschließend zog die NVA in die Anlage und das Areal wurde zum Sperrgebiet. Ab 1990 nutze die Bundeswehr das Areal, aber nur für zwei Jahre, damit war der Weg frei für eine öffentliche Nutzung. Als erstes wurde Prora 1994 unter Denkmalschutz gestellt.
Nun sind hier Eigentums- und Ferienwohnungen, Cafés, ein Hotel. Und das Dokumentationszentrum:
Die Anlage steht unter Denkmalschutz. Sie ist neben dem „Reichsparteitagsgelände“ in Nürnberg die größte geschlossene architektonische Hinterlassenschaft der nationalsozialistischen Zeit. 20.000 Menschen sollten hier gleichzeitig Urlaub machen. Das „KdF-Bad der Zwanzigtausend“ ist nicht nur ein baugeschichtlich interessantes Beispiel für den Gebrauch der Architektur der Moderne im Nationalsozialismus, sondern auch ein sozialgeschichtlich wichtiges Zeugnis für das Bemühen des NS-Regimes, die Arbeiter, deren Parteien und Organisationen 1933 zerschlagen worden waren, zu befrieden und für die Kriegs-, Lebensraum- und Rassenpolitik zu gewinnen. Die „Nerven des Volkes“ sollten für den nächsten Krieg gestärkt werden, so wurde ein angebliches Zitat Hitlers in der Propaganda überraschend deutlich verbreitet.
Das Dokumentationszentrum Prora wurde im Jahr 2000 gegründet, um damit eine Lücke in der Erinnerungslandschaft der Bundesrepublik zu schließen. Es zeigt die Dauerausstellung MACHTUrlaub, die Prora und die staatliche Organisation der Freizeit im Nationalsozialismus in den machtpolitischen Rahmen einordnet und damit einen Beitrag zur Zerstörung langlebiger Mythen um den Nationalsozialismus leistet. (https://www.proradok.de)