IRLAND – Oktober : 2013 + August : 2014

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Die Faszination der Grünen Insel, 2013 und 2014 war es mal wieder so weit. Ganz in Familie geht es mit dem preiswerten Iren zunächst nach Shannon, um gleich an der Westküste mit der Rundreise starten zu können.

Das Harbour House & Leisure Centre in Castlegregory auf der Halbinsel Dingle, ein schöner Ort, um seinen Geburtstag zu verbringen (2013) oder die Irland-Tour zu starten (2014). Komfort & Ausstattung sind im ***Bereich. Charme, Lage und Essen allerdings machen das mehr als wett, liegen doch alle Punkte klar im *****+Bereich!

Der Start im Oktober 2013 ist in Kilkenny, woran sich der Rock of Cashel anschließt. Der Berg erhebt sich 65 m hoch und ist ein irisches Wahrzeichen. Strategische Bedeutung ist hier kombiniert mit religiöser Bedeutung, machte doch der Heilige Patrick die Festung im 5. Jahrhundert zum Bischofssitz. Die anglikanische Kirche gab die Anlage im 18. Jahrhundert auf. In der Folge verfiel die Anlage. Erst ab 1975 wird die Anlage aufwändig restauriert und das kann sich sehen lassen. 2013, nach dem Rock of Cashel, geht es den faszinierenden Ring of Kerry entlang, welcher immer wieder Panoramasichten vom Allerfeinsten bereithält. Allen voran natürlich der Ladies‘ View, der auf auf Queen Victoria zurückgeht, die diesen Abschnitt 1861 besuchte. Die gut 170 km lange Panoramaküstenstraße gilt als eine der schönsten Küstenstraßen der Welt, was zweifellos – auch wenn es wahrscheinlich und vor allem Touristenbüros sind, die dies behaupten – nicht ganz falsch ist.

Steil herabfallende Klippen, zerklüftete Küstenabschnitte, malerische Buchten und kleine Strände – extrem viel Natur und Landschaft wird hier geboten. Touristenattraktion in Reinkultur.

Auch 2014 geht es nach Irland. Ganz in Familie geht es mit dem preiswerten Iren zunächst nach Shannon, um gleich an der Westküste mit der Rundreise starten zu können. Locker und leicht und entspannt ist der Aufgalopp bei Imkes Freundin und ihrer Familie im Ferienhaus in Ballybunion, lecker Grillfleisch zum Abschied inklusive, bevor es ins Hotel nach Castlegregory geht. Das Harbour House ist noch bestens bekannt aus dem letzten Jahr, wo die Halbinsel Dingle schon einmal das Ziel war. Es mag zwar Hotels mit mehr Komfort geben, aber wenige Hotels, die so grandios direkt am Atlantik liegen und gleichzeitig so viel Charme haben. Irgendwie passend zu Dingle, der Halbinsel, die völlig zu Unrecht ein wenig im Schatten der Halbinsel Kerry mit ihrem berühmten Ring steht. Deswegen nehmen wir uns am nächsten Tag mehr von Dingle. Von Castlegregory geht es über den großartigen Conor Pass mit fantastischer Aussicht bis ins kleine Hafenstädtchen Dingle, welches durchaus ein wenig Aufmerksamkeit verdient hätte, wenn, ja wenn es nicht ein Stück weiter zum Anleger im Ventry Harbour ginge.

2013 war es bereits der Plan, zu den Blasket Islands zu fahren, aber ab Anfang Oktober fahren die Boote nicht mehr. War ein bisschen doof, verhalf uns aber an meinem Geburtstag zu einem großartigen Frühstück mit Scones und Kaffee. Dann eben dieses Jahr und damit auch gar nichts schiefgeht, habe ich quasi mit Buchung der Flüge auch die Bootstour gebucht. Man will ja sicher gehen:-).

Allerdings deutet bei der Überfahrt noch nichts darauf hin, dass es ein schwerst beeindruckender Tag werden wird. Grau und verregnet ist es und so richtig Löcher sind in der Wolkendecke nicht auszumachen, da hilft es lediglich, entspannt zu bleiben, die vorbeiziehenden Inseln zu genießen und abzuwarten. Als dann, kurz vor der Ankunft – dramaturgisch perfekt – der Regen sich verflüchtigt hat und die Wolkendecke nachhaltig aufreißt und diesen wundervollen, nordisch-temperierten Sonnenschein durchlässt, ist klar, dass alles gut wird. Und wie! Zunächst werden wir mit Schlauchbooten ausgeschifft und angelandet, was ich gern bei richtigem Seegang erlebt hätte. Aber gut, alles auf einmal geht nicht und letztlich ist natürlich die Insel mit ihrer zerklüfteten Küste, dem satten Grün, den entspannten Schafen und ihrem unglaublichen Charme deutlich mehr wert als eine kurze Schlauchboottour irgendwo im Atlantik.

Die Insel ist schlicht überwältigend. Die Schafe wirken hier noch entspannter als anderswo, das Grün ist sicherlich nicht unbedingt grüner als anderswo auf der Insel, aber es gibt keinen Weg, der einschränkt, sondern Hellgrün, Mittelgrün, Dunkelgrün und Sattgrün, unendlich viele Zwischentöne und den überwältigen Weg am Atlantik und Panoramen, die die Kamera nur bedingt einfangen kann. Es ist ja ohnehin die Frage, was die Kamera ersetzen kann … Den unverstellten, emotional aufgeladenen Blick schon mal gar nicht, die Luft, das Gefühl auch nicht und die Natur mit ihren ganzen Gerüchen und kleinen und großen Geräuschen ebenfalls nicht. Bleibt nicht viel, möchte man meinen und dennoch ist es genau der Weg, um solche Momente festzuhalten und dauerhaft abrufbar zu halten.

Eine komplette Inselumrundung zu Fuß will nicht ganz gelingen, doch angesichts dieser eindrucksvoll zerklüfteten Nordseite mit diesen unglaublichen und wetterbegünstigten Panoramasichten ist das auch mehr als zu verschmerzen. Also genießen wir den Moment in vollen Zügen bevor es mit dem Schlauchboot wieder zurück auf das kleine Boot geht, welches uns mitnimmt auf den zweiten Teil dieses jetzt schon gigantischen Tages. Es folgt eine weitere, eine andere Dimension, die so gänzlich anderer Art ist, dass ein Vergleich von Vormittag und Nachmittag nicht wichtig ist.

Das Boot schippert bei durchaus kabbeliger See zwischen den verschiedenen Inselchen, die zu den Blasket Islands gehören. Atlantik mal wieder von der unmittelbarsten Seite: gespickt mit sanften oder rauen Felsen, ganz nach Bedarf. Das allerdings ist nicht das Zentrum des Nachmittags, das sind ganz klar die Jungs, die mit seismografischem Geschick die in der Bucht herumtollenden Delfine aufspüren. Die haben offensichtlich nicht nur unendliche Freude an der Bewegung, sondern auch daran, das Boot über Meilen zu begleiten und immer wieder im Kielwasser auf- und abzutauchen. Wer ihrem Charme bisher nicht erlegen ist, hat spätestens seit heute keine Chance mehr.

Ein üppiger Fischteller im Harbour House rundet diesen grandiosen Tag mit Sonne, Atlantik, faszinierenden Küstenlinien, Inseln und Delfinen ab. Ich bleibe dabei, der Ring of Kerry ist spannend und schön; dramatischer und beeindruckender aber ist allemal Dingle mit diesem bei Castlegregory in den Atlantik hineinragenden Landzipfel, dem pittoresken Hafenstädtchen Dingle, dem großartigen Conor Pass, den zerklüfteten Küstenlinien und den vorgelagerten Inseln. Von den zerklüfteten Küstenlinien konnten wir uns 2013 nachhaltig überzeugen. In der warmen Oktobersonne sehen wir eine Halbinsel von lebendiger und berauschender Schönheit. 2014 passt diese Tour nicht mehr ins Programm, aber angesichts der Tour zu den Blaskets mit Landschaft, Sonne, Schaf und Delfin ist das mehr als zu verschmerzen. Zumal ja noch faszinierende Teile Irlands folgen sollen.

Weiter geht es am nächsten Tag gen Norden, ein paar Ziele stehen noch auf dem Plan. Es geht an der Westküste entlang zu den Cliffs of Moher. Aus über 200 Metern Höhe liegt einem der Atlantik zu Füßen, zu bewundern von senkrecht abfallenden Cliffs. Cliffs, die immer wieder faszinierend und schwer beindruckend sind, die mich aber auch immer wieder irritieren, also zumindest das Drumherum. Das Visitor-Centre, ein wenig pompös, ein wenig unpassend für ein Naturschauspiel dieser Art mag noch passen, unpassend sind sechs Euro Parkgebühren, getarnt als Eintritt, allemal. Aber gut, übermäßig aufregen will ich mich im Urlaub nun auch nicht, also erfreue ich mich an den Cliffs, die majestätisch am Rande Europas liegen und letztlich wie kaum ein anderer Ort von der dramatischen Schönheit der grünen Insel künden. 2013 ist’s bei weniger gutem Wetter eine andere Perspektive: vom Wasser aus zeigt sich ein anderes Bild, allerdings ist es nicht weniger dramatisch.

Wenig später sind wir am Poulnabrone Dolmen, einer steinzeitlichen Kultstätte mitten im Burren, der, eiszeitlich geformt, weithin eine raue, ungastliche, trostlose aber auch überaus fesselnde Ecke von Irland ist. Trotz dieses doch recht vernichtenden Urteils von Oliver Cromwell: „Kein Baum, an dem man einen Mann aufhängen, kein Tümpel, worin man ihn ersäufen, keine Erde, in der man ihn verscharren könnte.“ Aber das war ja auch einer dieser englischen Besatzer, der wie so viele aus dem Königreich die Insel auspressen und unterdrücken wollte. Wir werden der Thematik in aller Konsequenz und Dramatik noch einmal begegnen.

Zwischen den eiszeitlich ausgekratzten Gesteinen zeigt sich, dass der Burren von der Ferne durchaus abweisend wirkt, aber näher betrachtet enorm spannend ist. Ich bin jetzt nicht so der große Pflanzenkenner, aber ich sehe schon, dass hier verschiedenste Pflanzen zu finden sind, deren Vielfalt für solch nördliche Breiten nicht zwingend als logisch vorausgesetzt werden kann. Außerdem steht’s ja im Reiseführer.

2013 gings dann noch ein wenig Richtung Landesinneres: Clonmacnoise ist DAS religiöse und geografische Zentrum Irlands, eine einzigartige Klosterruine am Fluss Shannon. Hier kreuzen sich die die Nord-Süd-Wasserstraße, aber auch die alte Ost-West-Verbindung, eine ideale Lage. Bis ins 6. Jahrhundert reicht die Geschichte der Klosteranlage zurück.

Clonmacnoise war neben der religiösen Bedeutung auch ein handwerklichen Zentrum Irlands. Viele, noch heute bekannte Schriftstücke weisen darauf hin. Die größte Ausdehnung hatte die Anlage im 12. Jahrhundert, womit aber eigentlich auch bereits der Niedergang begann. Mehrmals wurde die Anlage von den Wikingern überfallen, geplündert und niedergebrannt. Spätestens mit der Zerstörung durch Cromwell war die Anlage dem Verfall preisgegeben. Seit 1877 aber ist Clonmacnoise ein National-Monument.

Ein paar Kilometer weiter nähern wir uns Connemara und damit auch unserem Zwischenziel in einem B&B in Cleggan. Connemara zeigt sich von der besten Seite. Wolkig, windig, wonnig, warm. Nicht nur das nordisch-angenehme Sommerwetter mit der wohlig-zurückhaltenden Temperatur sondern auch die warmen Farbtöne berühren nachhaltig. Die Landschaft mit den majestätischen Bergen, den pittoresken Seen und den wie hingeworfenen Wäldchen ist eh über jeden Zweifel erhaben. Wir fahren und schauen und staunen also und lassen uns bezaubern. Ab und an wird angehalten, insbesondere wenn es der Eindrücke gar zu viel ist und die Spannung raus muss.

Später dann sind wir in Cleggan, einem kleinen Örtchen mit Hafen, Fish’n’Chips-Laden und zwei Pubs, von dem der eine an diesem Abend nicht offen ist, dafür der andere aber umso voller. Zusätzlich begeistert er mit Livemusik. Vom B&B sind es drei Schritte bis zum Atlantik, unmittelbarer und romantischer kann der Schlafkomfort nicht sein. Der Torfhaufen im Garten ist dann schon fast zu viel der Folklore. Das Irish Breakfast hingegen nicht, das gehört zumindest einmal auf einer solchen Reise hinzu.

Und hier hat es auch noch einen rein praktischen Hintergrund. Die Etappe von Cleggan führt und zwar noch einmal durch Connemara, aber dann geht es noch weiter in den Norden nach Derry hinauf. Der Weg mit dem anschließenden Küstenabschnitt ist unschlagbar; später geht es auch einige Zeit durchs Hinterland, was zwar nicht so der Hingucker ist, aber die Kilometer purzeln lässt. Auch ganz nett. Sligo ist ebenfalls ganz nett, aber eben nur für einen Zwischenstopp. 2013 war Zeit für die grandios gelegene Kylemore Abbey, 2014 reichte es auf der Etappe von Cleggan nach Derry leider nur für ein kurzes Foto. Schade allemal, aber dafür begeisterte Connemara umso nachhaltiger.

In Derry wartet ein großzügiges Appartement auf uns, nur mit der Einrichtung war der Vermieter etwas spärlich. Da wir aber eh größtenteils unterwegs sind, ist das jetzt auch nicht das große Drama. Das ist dann schon eher das Essen im Wetherspoon, dieser Kette, die sich überall in GB breitgemacht hat. Aber irgendwie ist die Innenstadt recht leblos und so bleibt eigentlich nur diese Möglichkeit. Vielleicht hätten wir irgendwo einen Burger schießen sollen, aber hinterher ist man ja immer klüger. Zwei Tage später, als wir Derry näher unter die Lupe nehmen, ist auch zu sehen, dass die City gar nicht mal so unbelebt ist und auch einige vielversprechende Pubs bereithält, warum das nun am Sonntagabend so ausgestorben wirkte, wer weiß. Aber vielleicht ja genau dieses Tages wegen.

Tags darauf, das Wetter über Derry ist etwas sehr verhangen, lässt uns die vage Hoffnung, dass es weiter östlich, an der Causeway-Coastal-Route besser sein möge, genau dorthin aufbrechen. Und wieder zeigt sich die Faszination von Küstenstraßen bzw. -abschnitten in Reinkultur. Es gibt einfach keine dauerhaft wolkenverhangenen oder gar dauerverregnete Abschnitte, zu schnell ist der Wechsel zwischen regnerisch, feucht, wolkig, stürmisch und sonnig. Manchmal – und dann wird es besonders faszinierend – stehen ja die Elemente auch gleichzeitig auf dem Plan. Das eine Ende des Regenbogens steht im Regen, das andere bereits in der Sonne, während der Wind die Wolken vor sich hertreibt. Gleichzeitig lässt der Wind hier an der Küste auch nie den Generalverdacht aufkommen, dass wir es nun wirklich mit einem Sommer von etwas südlicheren Breitengraden zu tun haben, was ich – ich erwähnte es – sehr sehr angenehm finde.

Während wir also das Wolkengeschiebe beobachten nähern wir uns unaufhaltsam einem außergewöhnlichen Küstenabschnitt, den zu befahren schon allein ein unvergleichliches Erlebnis ist. Majestätisch, magisch, malerisch, makellos. Damit aber eben nicht genug; wie an einer Perlenkette sind die Highlights hier aufgereiht, sowohl in der Dichte als auch in der jeweiligen Entfernung zueinander. Fängt an mit dem Dunluce Castle, einer Ruine, die genauso erhaben wie verlassen auf einem Steilfelsen thront. Bewohnt bis Mitte des 17. Jahrhunderts, selbstverständlich uneinnehmbar wurde sie verlassen, als 1639 Teile des Castles in den Atlantik purzelten. Schade möchte man meinen, aber das ist ja nun auch schon einige Zeit her und letztlich hat es ja dazu geführt, dass diese hinreißend gelegene Ruine dabei herausgekommen wäre, die irgendwie die Dramatik dieser Klippen kongenial unterstützt. Die Whiterocks Cliffs wenig später stehen klar im Schatten des Castles und auch der folgenden Punkte, machen aber nicht weniger her, insbesondere, weil es Felsen sind, die wir so jetzt nicht zwingend erwartet haben an dieser Küste. Aber gut, wenige Kilometer stellt sich ja die Frage genauso quasi noch einmal. Aber so weit sind wir noch nicht, zunächst verlassen wir die Küstenstraße, um nach Bushmills abzubiegen. Ein Örtchen, welches sich sofort ins Herz brennt, nachhaltig.

Klein, charmant, liebenswert. Es gibt grundsätzlich nur eine nennenswerte Straße und eine nennenswerte Kreuzung. Dies aber ist so liebenswert, dass die Frage, wo auf der Rückfahrt die Fish’n’Chips gegessen werden, in genau diesem Moment beantwortet ist, ohne dass die Frage überhaupt gestellt wird. Ein Hotel, welches nicht nur von außen einladend ist, sondern, wie wir später sehen und riechen werden, auch von innen; gemütlich verwinkelt, gemütliche Ecken, gemütliche Nischen, gemütlicher Torfrauch in der Luft. Das Postamt, welches zwar nicht mehr offen ist, als wir da sind, aber eine Heimeligkeit ausstrahlt, die zum sofortigen Briefmarkenkauf animiert; zudem trägt es die Nummer 67. Zwei Fish’n‘Chips-Läden in einer Straße direkt gegenüber. Und die Bushmills-Destillerie, die großindustriell durchstrukturiert ist, es aber dennoch geschafft hat, den Besucher mit Charme und Individualität zu empfangen.

Diese extrem strukturierten Abläufe hat Bushmills aber auch nötig bei extrem hohen Ausstoß. Gegründet 1784 ist sie die älteste Whiskey-Destillerie der Welt. Oder zumindest eine der ältesten, wer weiß das immer schon so genau. Und auch wenn irischer Whiskey im Vergleich zum schottischen in der Regel drei Mal gebrannt wird, weswegen er auch in der Regel milder ist, die Abläufe in der Produktion gleichen sich ja denn doch. Ich frage mich gerade, ob Produktion das richtige Wort ist für diesen komplexen Ablauf, der in meinen Augen eher einer Kunst gleichkommt und irgendwie passt auch dazu, was mir Andreas letztens erzählte: dass es in Islay-Destillen langjährig erfahrene Brenner gibt, die mittlerweile keine Geschmacksproben mehr aus den Fässern nehmen müssen, sondern hören, wann ein Whisky fertig ist. Absolut geil. Die Führung inklusive des kleinen Pröbchens ist es auch.

Nach diesem extrem lohnenswerten kleinen Abstecher hat uns recht bald die Küstenstraße wieder und die zeigt uns unmittelbar den Weg zum vielleicht eigentlichen Höhepunkt der Straße: dem Giants Causeway. Auch hier Eintritt, auch hier ein Besucherzentrum, allerdings stellt sich über das Besucherzentrum ein unmittelbarer Bezug zum Causeway her. Akzeptabel also, wenngleich auch hier die grundsätzliche Frage erlaubt sei, warum denn für ein Schauspiel, welches die Natur ganz allein, ohne jegliches Zutun des Menschen erschaffen hat, Eintritt zu zahlen sei. Weil ein befestigter Weg angelegt worden ist? Weil ein Bus hin und her fährt, für den auch noch zusätzlich gelatzt werden darf? Erschließt sich mir nicht.

Auf dem Weg zu den Giganten zieht ein kleiner, aber unübersehbarer Felsvorsprung die Aufmerksamkeit. Ihn zu erklimmen ist nicht sonderlich schwer und so eröffnet sich eine Perspektive, die an Küsten auch nicht alltäglich ist, nämlich nicht die Panoramasicht hinaus aufs Meer, sondern die Panoramasicht vom Meer auf die Küste und das mal nicht aus sicherer Entfernung vom Schiff aus.

Gleichwohl machen die Basaltfelsen wenig später dies komplett vergessen, zu einzigartig, zu unbegreiflich stehen die wohlgeformten Gesteinsformationen zu tausenden dort im Wasser. Quasi gegenüber, also an der schottischen Küste, stehen die Brüder. Okay, es sind also ein paar km dazwischen, aber Stoff für Legenden, Stoff für Sagen bietet es allemal. Wie bitte soll auch erklärt werden, dass die Steine, die dort stehen, nebeneinanderstehende senkrecht aufragende Säulen sind, die sechseckig sind? Die selbst wiederum ein Gebilde darstellen mit klaren geometrischen Strukturen? Die aussehen, als hätte sie wer geformt? Wie, ohne die Magie zu bemühen?

Klar, die Wissenschaft hat eine Erklärung. In Ultrakurzform: Magma einer bestimmten Zusammensetzung kann bei bestimmten Temperaturen so erstarren. Wie auch immer, es bleibt ein Faszinosum, egal welche Erklärung, egal welchen Mythos man zur Beschreibung heranzieht. Davon abgesehen, auch ohne irgendeine Erklärung ist es ein magisch-schöner Ort, der nicht so schnell loslässt, ob nun real vor Ort oder in der Rückschau. Schon jetzt ist klar, dass der Giants Causeway es Wert ist, nochmals angesteuert zu werden wie es obendrein die Straße wert ist.

Zehn Kilometer weiter zeigt sich, dass das aber noch nicht alles war, einen Hammer hält dieser Küstenabschnitt noch bereit. Jedes Jahr aufs Neue wird die Carrick-a-Rede Bridge als Verbindung zwischen dem Festland und einer klitzekleinen vorgelagerten Insel aufgehängt. Da hängt sie dann in 30 Metern Höhe, unter ihr nur noch Luft und der wilde Atlantik. Höhenangst oder Schwindelgefühle helfen hier nicht weiter, vielleicht eher geschlossene Augen bei der Überquerung. Nur bekommt man dann nicht so viel von dieser wahnsinnigen Naturdramatik mit. Ich hab’s mit Luftanhalten und Tempo versucht; ging so.

Aber dieser letztlich überschaubare Nervenkitzel ist es definitiv wert und die Belohnung folgt ja auch unmittelbar mit grandiosen Bildern und einem berauschenden Gefühl und einem türkisfarbenen Atlantik, den ich so bisher auch eher selten gesehen habe. Da stört der plötzlich herüberziehende Regen auch nicht, zumal der auch so heftig vom Wind vor sich hergetrieben wird, dass man dem Vorüberziehen zuschauen kann. Endlich erhält der Ausdruck von der Windeseile mal ein Bild.

Entschleunigt ist dagegen unser Abendessen. Bushmills mit seiner Hauptstraße und den beiden Fish’n’Chips Läden rückt in den Mittelpunkt und nachdem das üppige Mal geordert ist gilt es, einen Platz zu finden, welcher sich letztlich nur im Auto finden lässt, auch wenn wir vier unser Menü jeder für sich irgendwie freihändig jonglieren müssen. Auf jeden Fall das lustigste Essen der Fahrt, ein Hoch auf die Ursprünglichkeit.

Und dann ist da ja noch Derry, ausgewählt wegen der politischen Bedeutung, deren Dimension ich ja schon vor ein paar Jahren in Belfast sehen konnte. Derry hat im Vergleich dazu nicht so viele offene bauliche Wunden, dass die Troubles und damit der blutigste Teil des irisch-nordirischen (eigentlich irisch-britischen) Konflikts hier mit dem blutigen Sonntag ihren Ausgangspunkt und Höhepunkt hatten, ist indes recht schnell zu sehen, auch hier künden Murals davon.

Auf bedrückende Weise wird der gewaltsam herbeigeführte Tod von 14 Demonstranten im Katholikenviertel Bogside am 30. Januar 1972 deutlich. Es sind die britischen Soldaten, von denen das Feuer ausgeht. Deutlich wird auch, dass dies ein Konflikt mit jahrhunderterlanger Vorgeschichte ist. Trotz politisch sinnhafter Annäherung zwischen Irland und Nordirland und letztlich offizieller Beilegung des Konflikts: Freunde werden Katholiken und Protestanten auf der Grünen Insel nie mehr. Der Rest des Tages geht drauf für die mächtige Stadtmauer, zwei km lang und 400 Jahre alt, womit dann auch geklärt wäre, dass Derry deutlich älter als dieser Konflikt ist.

Ein Irland-Besuch kommt schlicht nicht ohne die „Dirty Old Town“ aus. Das war 2006 so, das war 2007 so und ebenso 2012. Und nun 2013 und 14. Die alte Arbeiterstadt hat spannende Ecken und vor allem das legendäre Temple-Bar-Viertel. Das gebuchte Appartement in Dublin liegt im Millennium Walkway, einer zentralen Fußgängerzone, wodurch sich die Suche zu einer aberwitzigen Kurverei entwickelt. Der Ausblick dann später entschädigt allerdings dann für jede Sekunde der Fahrt. Im neunten Stock liegt uns Dublin zu Füssen und da tut es auch wenig, dass Dublin weniger mit Skyline, dafür aber viel mehr mit Charme punktet, was sich auch wiederholt an den unglaublichen Pubs der Temple Bar zeigt.

Weniger charmant das Kilmainham Gaol, ein Gefängnis, seit den 60er Jahren ein Museum und ein Baustein in der irischen Identität. Hier waren nicht nur Kämpfer für die irische Sache inhaftiert, sondern während der großen Hungersnöte, als reihenweise die Kartoffelernten ausgefallen sind, die Ärmsten der Armen. Die ließen sich teilweise ganz bewusst und für Nichtigkeiten verknacken, um im Gefängnis wenigstens eine geregelte Mahlzeit zu haben. Ein Blick auf die Zellen genügt in diesem Falle, um zu wissen, wie groß die Not war. Freiwillig in eine der Zellen? Nie!

Nach anderen Eindrücken von Dublin gibt es noch ein Abschluss-Guinness ehe uns der Flieger spät am Abend in Berlin wieder ausspuckt. Fazit: ereignisreich, lehrreich, faszinierend, großartig.

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