Genau diese Tour habe ich so lange geplant und gewollt, Island soll nun endlich sein. Für das Vorhaben ließen sich auch Mutti + Vati sowie Koppes begeistern, so dass wir schlussendlich zu fünft in Berlin gen Island einchecken. In Keflavik ein leicht ruppiges Landemanöver. Dies kann nur mit den Windböen zu tun haben. Die darf ich gleich auskosten auf dem Weg zur Autovermietung.
Windig ist’s und mit dem harten Wind weht mir auch die Kälte ins Gesicht. Direkte und ungeschönte Eindrücke vom Wetter gibt es also gleich am Anfang der Reise, gleichsam als ob einem hier draußen auf dem freien Feld bei Keflavik in Erinnerung gerufen werden soll, fortan immer Jacke und Regenzeug bei sich zu haben. Nachdem das geklärt ist, beginnt eine außergewöhnliche und schwer beeindruckende Reise. Die beginnt nicht mit einem möglichen Abstecher zur Blauen Lagune, wir fahren weiter und biegen wenig später ab zum Kleifarvatn. Entlang von Lavafeldern geht es zu diesem abgelegenen See, der mitten im Gebiet des Vulkansystems von Krísuvík liegt. Aktive Vulkane und direkte Nähe zur Plattengrenze, dass sich die Erde hier des öfteren bewegt, verwundert nicht weiter.
Die ganze Zeit auf der Piste denke ich bei entgegenkommenden Fahrzeugen, wenn uns in dieser menschenleeren Gegend mal eins entgegenkommt, was mag die wohl hierher verschlagen haben und warum fahren die alle so langsam. Dass ich selber das Auto nur schleichend fortbewege, um nicht gleich am ersten Tag auf dieser Piste irgendwelche Unterbodenschäden mitzunehmen, fällt mir gar nicht so sehr auf, zu sehr bin ich, auch als Fahrer, mit dem beschäftigt, was wir hier gerade durchfahren. Wahrscheinlich nehmen diese Ecke viele gar nicht wahr, weil sie entweder auf den Transfer Richtung Reykjavik oder Richtung Flughafen fixiert sind oder vielleicht noch die Blaue Lagune direkt ansteuern wollen. Mir auch egal, hier am Kleifarvatn sind wir und kommen zunächst langsam, dann aber mit aller Wucht auf Island an.
Nachdem der erste Kulturschock überwunden ist, eröffnen sich Anblicke und Ausblicke von unvergleichlicher Faszination. Kulturschock finde ich als Begriff durchaus angemessen:
• Die 41 vom Flughafen ist nicht wirklich reizvoll, warum also sollte sich gerade beim Abbiegen von dieser Straße eine Perspektive eröffnen, die es Wert wäre, genau diesen Umweg zu fahren?
• Auf dem europäischen Festland lässt sich nichts annährend Vergleichbares finden.
• Lavafelder und von Lavaasche geschwärzte Gebiete wirken ergreifend-fremd und man muss sich an diese sehr eigene Schönheit erst gewöhnen.
Letztlich ist der See im Vergleich gar nicht so sehr der Renner, er gibt allerdings einen hervorragenden Kontrast zu den hier erkalteten Lavaströmen, welche ich noch nie so sehen konnte (also jetzt nicht nur die, sondern so allgemein), es ist ein Traum. Natürlich ist alles schwarz, Lava oder Lavastaub eben, hier kann man sich ihm nicht entziehen und ich will es nicht. Ich bin schwer berührt von diesen Bildern und gleichzeitig erfreut. Ich empfinde es aktuell als ein absolutes Glück, hier sein zu dürfen.
Wir fahren weiter und haben gleich am ersten Tag mehr als uns dieser Strokkur später wird bieten können. Krísuvík oder Seltún ist ein Geothermalgebiet mit krassem Schwefelaroma in der Luft. Schwefelhaltiger Rauch, der aus dem Boden steigt, blubbernde Schlammtöpfe und üppige Farbenpracht, man kann sich schnell an die so aufregend andere Natur gewöhnen.
Man könnte sagen, dass hier die Erde einfach ein wenig vor sich hin blubbert, aber hier passiert mehr: Die Erde ist in ständiger Veränderung. Nun, das ist bekannt, mit jedem Erdbeben werden wir dran erinnert. Was das besondere vor Ort ist: hier können wir direkt dabei zuschauen. Der Rückweg führt uns wieder an diesem Lavagestein vorbei und da die Piste hier nur für maximal 20 km/h ausgelegt ist, können wir das ganze noch einmal in voller Länge und Zeitlupe und in ganzer Pracht genießen. Einfach schön. Später checken wir dann in unserem Hotel in Kópavogur ein, essen eine Kleinigkeit und der lockere, aber schon mal sehr feine Aufgalopp neigt sich dem Ende zu.
Dieser Tag ist komplett für Reykjavik verplant. Die nördlichste Hauptstadt der Welt ist ein Muss. Wir beginnen mit einem Postkartenmotiv bei Postkartenwetter. So darf, so soll und so wird es weitergehen. Neben einigen älteren Wohnhäusern fällt v.a. die Hallgrímskirkja auf ein Wahrzeichen der Stadt. Die Aussicht von der erst 1986 geweihten Kirche ist prächtig, aber Höhe und Aussicht sind bei einer Kirche ja nun nicht wirklich besonders, was wirklich auffällt, ist die Basaltsäulen nachempfundene Architektur und davor die Statue von Ingólfur Arnarson. Mit ihm begann offiziell die sogenannte Landnahme Islands (zwischen 870 und 930), d. h. die Besiedelung der bislang fast menschenleeren Insel durch Wikinger.
Wir laufen zum Hafen und zum Tjörnin, schauen hier und da und erinnern uns an den Tipp von Jan, die Vulcano-Show unbedingt zu besuchen. Außergewöhnlich und absolut rasant. Im Prinzip ist sie auch in allerletzter Konsequenz dafür verantwortlich, dass wir ein paar Tage später zu den Vestmannaeyjear-Inseln aufbrechen, obwohl wir diese Anfangs nicht ausdrücklich als eines der Tagesziele auf dem Zettel hatten. Aber dazu später.
Erst steht noch Essen auf dem Plan und das ist zwar nicht eine mördergroße Herausforderung, aber ganz alltäglich ist denn auch anders. Das Þrír Frakkar bekommt über die Grenzen Islands hinaus beste Bewertungen und die Menükarte scheint uns spannend, der Preis allerdings auch. Aber zurück gilt jetzt nicht mehr, wir bestellen in dem recht einfachen Restaurant. Ich entscheide mich für die Greenpeace-Variante mit Hákarl, Papageientaucherbrust und Wal. Der nach Ammoniak riechende und schmeckende Hai ist erwartungsgemäß gewöhnungsbedürftig, passt aber zu diesem rauen Land. Papageientaucher und Wal sind lecker. Lecker ist auch der Preis für zwei Vorspeisen und das Walhauptgericht, aufgepeppt mit einem Bier und einem Brennivín zum Hai, mit knapp 80 € schlägt dies zu Buche. Da es aber überaus interessant und lecker war und darüber hinaus auch noch Urlaub ist, ist das dann auch okay. Schön ist auch festzustellen, dass nicht immer das Aussehen und die Ausstattung eines Restaurants Auskunft über die Qualität des Essens gibt.
Etwas später gibt es quasi mein persönliches Rückspiel mit Valur Reykjavik. FCM – Valur war das erste Spiel, welches ich im altehrwürdigen Ernst-Grube-Stadion gesehen habe. Europapokal der Pokalsieger hieß das damals noch. Damals wie heute kommt Valur unter die Räder. Im Ligaspiel bei Breiðablik Kópavogur setzt es eine böse 0:5-Klatsche.
Abschließend fehlt uns noch ein letztes Wahrzeichen der Hauptstadt. Bevor wir den Süden der Insel ansteuern, nehmen wir daher Perlan noch mit. Auf riesigen Heißwasserspeichern trohnt eine ebenfalls riesige Glaskuppel mit Aussichtsplattform. Die Tanks versorgen die Stadt mit Warmwasser und sorgen auch für beheizte Straßen und Gehwege im Winter. Auch von diesem haben wir einen Klasseblick auf die Stadt und Teile der Halbinsel Reykjanes, was soviel wie Rauchbucht heißt.
Weiter geht’s nach Borgir in der Nähe von Selfoss. Dort steht unser erstes Ferienhaus. Der Weg dahin ist wenig aussagekräftig, weil entweder verregnet oder neblig. Aber so bekommt man die gute Stunde Fahrzeit recht schnell rum. Kurz vor Ankunft wird es richtig spannend, als wir am erloschenen Kerið vorbeischauen. Er ist mittlerweile so erloschen, dass schon lange ein Kratersee entstanden ist. Langsam beginnt sich ein bildhafter Eindruck von ‚Vulkan’ im Zusammenhang mit der Vulkaninsel zu bilden. Sehr schön.
Beim Beziehen des Hauses wird klar, dass wir bei der Rückfahrt auf die Blaue Lagune getrost verzichten können, hier haben wir unseren Hot Spot direkt vor der Tür. Zunächst aber zieht es uns weiter, wir wollen zum Geysir. Eine der gängigen Assoziationen bei Island ist ganz klar der Geysir, eines der beiden Worte, welches die Weltsprache Island zu verdanken hat. Stark ist nicht nur der Strokkur, sondern das ganze Gebiet. Einige heiße Quellen sind hier noch und geben an der einen oder anderen Stelle einen Blick frei in die Erde. Da hineintauchen wäre jetzt spannend. Wasser is aber zu heiß.
Diesem Zauber kann man sich nur schwer entziehen. Wenn man sich denn auch mal losreißen kann vom Strokkur, der eigentlichen Attraktion hier. Alle paar Minuten bricht eine heiße Fontäne aus ihm hervor und solange warten die Leute gespannt auf das richtige Motiv, was sicher bei dem einen oder anderen dazu geführt hat, dass er vor lauter Starren auf die Kamera den Geysir nur durchs Display dieser gesehen hat.
Gelassen fahren wir weiter zum Gulfoss, auch in dem Wissen, diesen richtig würdigen zu können, weil wir ihm genug Zeit einräumen. Und schnell wird klar, wie richtig die Entscheidung war. Schon weit vor den ersten Aussichtspunkten zeigt dieser Wasserfall seine unglaubliche Kraft, Macht und Gewalt, welche gleichbedeutend ist mit seiner Faszination. So richtig nahe ist man diesem Wasserfall damit aber noch nicht. Wenn man das nachhaltig genug tut, lässt sich diese Gewalt quasi körperlich erspüren. Es gibt einen Felsenvorsprung, auf dem man herumturnen kann und schöne Bilder aufnehmen kann, vorausgesetzt man ist standfest, wasserdicht verpackt und will sich für die Zeit mit keinem unterhalten, denn irre laut ist’s hier. Unwesentliche Schritte weiter zurück gibt es die Möglichkeit, tief in den Abgrund zu schauen, was unglaublich reizvoll und schön ist.
Auch wenn der Gulfoss heute nicht ganz an seinen Namen herankommt, also nicht ganz so gülden ist; es ist ein unfassbar schöner Platz und in diesem Moment habe ich das Gefühl, dass es keinen schöneren Platz auf Erden geben kann. Dieses Gefühl indes werde ich bei dieser Tour noch sehr oft haben. Der schönste Wasserfall, den ich je gesehen habe? Wahrscheinlich.
Am 6.8., also am Goldene-Hochzeit-Tag werden wir morgens von einem geräumigen Geländewagen abgeholt und haben sogar Glück mit unserem Guide, welcher deutsch spricht, was die Kommunikation in den nächsten Stunden deutlich vereinfacht. Zunächst fahren wir einige Kilometer durch den Süden bis zum ersten Stop am Seljalandsfoss, dem Wasserfall, der die Aufmerksamkeit vor allem deshalb auf sich zieht, weil man, ohne nennenswert nass zu werden, hinter ihm entlanggehen kann. Es dürfte nicht viele Wasserfälle auf der Welt geben, deren herabstürzendes Wasser man einmal komplett umrunden kann.
Ähnlich spannend ist zuvor die Sanderfläche des Eyjafjallajlökulls. Hier sieht man noch deutlich die Spuren des Vulkanausbruchs vom Frühjahr, nach wie vor werden die Aschemassen aus dem Weg geräumt. Und hier haben wir auch das zweite Wort, welches Island der Weltsprache geschenkt hat: Sandur bzw. Sand. Weiter steht Vík í Mýrdal an mit einem feinen Blick auf den Atlantik und bizarr geformten Steinen, die da vor der Küste des kleinen Fischerdörfchens stehen. Natürlich gibt es dazu eine Sage und da wir auf Island sind, kommen da auch selbstverständlich Trolle drin vor.
Dass einer der Top-Strände der Welt auf Island zu finden ist, hätte ich so nicht vermutet. Wie man zu dieser Einschätzung kommen kann, zeigt sich dann aber am Kap von Dyrhólaey. Auch hier wieder bizarre Felsen. Weit mehr Eindruck macht aber eben jener Strand, der sich kilometerweit schnurgerade hinzieht. Das türkisblaue Wasser und der schwarze Lavastrand erscheinen im ersten Augenblick sehr kontrastreich. Eigentlich aber will genau diese Kombination als höchste Harmonie erscheinen und verbunden mit dem satten Grün im Hintergrund ist es das auch. Da spielt dann der kurzzeitig aufkommende Regen etwas weiter am Skógafoss letztlich keine Rolle.
Den absoluten Höhepunkt des Tages aber haben wir uns bis ganz zum Schluss aufgehoben. Es geht ins Þórsmörk. Spätestens hier im Þórsmörk ist sämtliche Objektivität, wenn man sich denn in einem Urlaub überhaupt um diese bemühen sollte, dahin. Es ist schwer, die Momente auf dem schwarzen Moränensand bei verregnetem Wetter als wirklich schön zu bezeichnen. Und doch ist es so. Habe ich im Revier frei nach Frank Goosen einen neuen Begriff von Schönheit erfahren dürfen, so kommt hier eine weitere Dimension hinzu. Aber der Reihe nach: Nach den vielen Zwischenhöhepunkten steuern wir nun auf den absoluten Höhepunkt dieses Tages zu. Auf einer Piste, die definitiv nur von einem geübten Fahrer mit einem geländegängigen Wagen bewältigt werden kann, fahren wir über unzählige zu querende Gletscherflüsse Richtung Þórsmörk.
Zwischen Tindfjallajökull und Eyjafjallajökull liegt dieser zerklüftete Bergrücken. Genannt werden nur die Flüsse Krossá, Þröngá und Markarfljót, aber die sind weit verzweigt, so dass es hier immer wieder durchs Wasser geht. Dass hier im Tal aufgrund des Einschlusses von den Bergen und Gletschern mehr Sonnentage sein sollen als im restlichen Südisland, ist heute allerdings nicht so sehr zu spüren.
Es dauert, bis wir das erste Ziel erreichen, dieses aber hat es in sich. Wir halten zu einer Rast mit Blick auf eine Gletscherzunge des Eyafjallajökulls. Diese versteckt sich etwas im Nebel. Das hätte man sicher etwas fotogener noch besser gefunden, aber auch so ist es einfach phantastisch, einen dieser Moränenberge hochzuklettern und von diesem auf den noch vor zwei Monaten aktiven Eyafjallajökull mit seiner Gletscherzunge zu schauen und einfach diesen riesigen Moment zu genießen. Dieses Gefühl der Erhabenheit über alles Weltliche, Auge in Auge mit einem Stück Natur, das uns Menschen trotz aller Bemühungen in Null Komma Nichts pulverisieren könnte, steht und trägt fortan mehr denn je die Reise. Die folgende faszinierende Facette fügt sich beim Wechsel des Standpunktes hinzu: Jetzt ist es der Blick ins weite Tal des Þórsmörk, der sprachlos macht. Die Fahrt hierher durch verschiedene Gletscherflüsse hat ja schon neugierig gemacht auf eine Möglichkeit, dieses Gebiet irgendwie von oben sehen zu können und siehe da, dieser aktuelle Moment lässt wie so oft bei der Tour das höchste Maß innerer Ausgeglichenheit aufkommen.
Und auch hier soll es noch einen Nachschlag geben. Noch etwas weiter im Tal geht es tief hinein in eine Schlucht. Den Verlauf hat in den Jahrtausenden das ewige Spiel von Entstehung, Entwicklung und Erosion geformt, hier zusätzlich verschärft durch die Einwirkung des Gletscherflusses. Den müssen wir gleich mehrfach queren, denn in einem weitverzweigten System aus Haupt- und Nebenarmen schlängelt er sich durch das Tal. Lieder kommen wir nicht ganz so weit wie vorgestellt, aber was Island auch hier an bizarren Gesteinsformationen bereithält, entschädigt allemal.
Mit gemischten Gefühlen betrachten wir Tags drauf immer wieder den Himmel, denn entgegen aller Erwartungen ändert sich am Wetter nichts: es regnet. Nun, das ist in Island auch erwartbar, ein wenig um das Tagesziel sorgen wir uns denn aber doch, als die Intensität des Regens von Niesel- auf Starkregen umschaltet. Also schalten wir auch um und ziehen Punkte nach vorn; goldrichtig die Entscheidung, denn während des Einkaufs der Verpflegung für die nächsten Tage wird das Wetter freundlicher und als wir schließlich auch noch 50 km weiter zum Þingvellir fahren, haben wir die Schlechtwetterfront an der Küste zurückgelassen und können uns nun freuen, dass eine Großwetterlage über Island aus der Ferne zwar immer so aussieht wie eine einheitliche große Wetterlage, sich in eindrucksvoller Weise aber in viele kleine und manchmal nur sehr wenige Kilometer weit auseinander liegende Mikrowetterlagen auflöst.
So lässt sich dann auch beobachten, wie schnell ein gerade eben noch nebelverhangener Bergrücken sich innerhalb kürzester Zeit bei klarster Sicht präsentiert. Aber Bergrücken, obwohl in Island ja immer ein Thema, interessieren hier mal gar nicht. Þingvellir ist Geographie/Geologie, Geschichte, Natur und Touristik in einem. Bei der Nähe zu Reykjavik liegt die Anziehungkraft von Þingvellir nahe. Es ist schnell hinzukommen, man bekommt einiges von der Besonderheit Islands mit und ist entweder schnell wieder in Reykjavik. Die Gegend lädt nicht nur zum Wandern ein, sie hat mit einem ausgedehnten See, ausgedehnten Grünflächen auch jede Menge Natur und kann zudem auch der ideale Startpunkt für längere Islandtouren aller Art sein. Unglaublich anziehend sind die hier aufgetürmten Gesteinsmassen.
Abseits der Almannagjá (Allmännerschlucht) lassen sich die verschiedensten Risse in der Erde entdecken, wobei ja die Allmännerschlucht grundsätzlich auch so ein Riss ist, wir sind halt in der Grabenbruchzone, an der sich die amerikanische und die eurasische Platte auseinaderbewegen. Manche dieser Risse wirken recht sanft, weil im Laufe der Zeit mit Moos überwachsen, beim Blick hinein in den tiefen aufgerissenen Schlund relativiert sich dieser Eindruck allerdings ganz schnell. Respekt ist angebracht.
Es gehört zu dieser Landschaft, zu diesem Land für mich mittlerweile dazu, dass nicht die eine Erscheinung von Wetter, Berg, Wasser oder was auch immer da ist, sondern immer auch noch eine Modifikation oder eine gleiche Ausgabe anderen Datums daneben. Ist diese Insel geologisch wirklich sooo jung, dass es hier noch das viele Nebeneinander gibt und nicht das Übereinander, was in so vielen Regionen Europas zu sehen ist? Gerade Jetzt halte ich diese These für absolut haltbar. Konkret für die Risse und Felsspalten heißt das für mich: es kann ja kein Zufall sein, dass ich an der einen Ecke auf ein paar Steinen rumklettere, die ein paar Zentimeter bis einen Meter auseinander sind; ich dann aber gleichzeitig auf eine erkennbar ältere Steinwand schaue, die ihr ehemaliges direktes Gegenüber mittlerweile mehr als hundert Meter weiter entfernt hat. In einer anderen Ecke dieses Areals die ähnliche Dramatik, nur mit anderen räumlichen Abständen.
Ich werde mich wieder und wieder an diesen Tag erinnern, mit all seiner Intensität, angefangen vom wenig idealen Wetter über die ersten Brüche in der Erde, nur im Vorbeifahren wahrgenommen aber trotzdem wert, den Wagen sofort zu wenden; über die historisch bedeutsame Allmännerschlucht hin zu den Gebieten, in denen dann kein Tourist mehr unterwegs ist, die aber genauso Zeugnis ablegen über das jüngste Werden unserer Erde. Und zu diesen Bildern, begierig eingesammelt während der Fahrt gehört für mich untrennbar das Wissen um die besondere geologische Situation dieser Region, welche schon seit Jahrtausenden auseinanderdriftet. Die Drift von Kontinentalplatten ist nicht neu; während man aber immer wieder bei Erdbeben ins Staunen gerät, welche Kraft sich da entwickelt, kann man hier genau sehen, mit welcher Kraft die Kontinentalplatten ihre gegenseitige Drift veranstalten. Unermessliche Kraft der Natur, sie hinterlässt eine bizarr-faszinierende Landschaft. In den letzten 10.000 Jahren ist das Land hier um 70 Meter gewachsen, während sich der Talboden um ca. 40 Meter gesenkt hat.
Und was macht Þingvellir so bedeutsam für die Geschichte Island? Hier ist ab 930 die alte Parlamentsstätte Islands, die langgezogene Felswand ist als Versammlungsort geradezu ideal. Zeitgeschichtlich ist die Ausrufung der Republik Island am 17. Juni 1944 bedeutsam, deswegen steht auf dem Lögberg auch die isländische Flagge.
Um näher an den Vatnajökull heranzukommen, beziehen wir als nächstes Quartier ein Ferienhaus in Kirkjubæjarklaustur. Der Weg dorthin führt uns zunächst wieder am Eyjafjallajökull vorbei. Heute nehmen wir uns noch etwas Zeit, die Spuren des Vulkanausbruchs im Frühjahr etwas näher zu betrachten.
Nach wie vor sind Massen von Asche zu sehen, die sich ihren Weg von den Bergen nach unten suchten. Und es sind auch nach wie vor Planierraupen zugange, um an der einen oder anderen Stelle zu ordnen. Ein beträchtliches Stück neuen Asphalt haben wir hier unter dem Auto; um die wichtige Brücke über die Sanderebene zu halten, wurde ein Teil der Straße weggesprengt, wodurch der aufgestaute Asche-Schlamm-Strom abfließen konnte. Mittlerweile konnte man ja die Löcher wieder stopfen.
Nächste Station ist der Solheimajökull, an den wir über eine vier Kilometer lange Buckelpiste herankommen. Das ewige Eis ist ja ein nicht ganz unwesentliches Thema in Island, streng genommen hat die Insel ihren Namen genau daher. Und nun haben wir endlich die Gelegenheit, dem ewigen Eis Auge in Auge gegenüberzustehen. Da wirkt es sich auch wenig störend aus, dass das diese Gletscherzunge zum Mýrdalsjökull gehört, welcher während des Vulkanausbruchs gehörig in den Ascheregen geraten ist. Dementsprechend grau ist das Eis. Aber es ist ein Traum; so wie ja alles hier geologisch einzigartig ist, ist auch das Eis einzigartig und reizvoll. So empfinde ich es jedenfalls, was sicher daran liegt, dass ich das nicht ständig vor der Haustür habe und – trotzdem ich schon einiges darüber gelesen habe – es immer noch spannend wie bei der ersten Begegnung finde. Einzigartige Naturgewalt.
Nach der Rückkehr durch die Moränenlandschaft zur Ringstraße landen wir irgendwann in einem weiteren Stück Landschaft, das ich so noch nicht gesehen habe. Das Eldhraun zieht sich kilometerweit hin und ist eigentlich nichts anderes als ein riesiges Lavafeld. Wie krass so ein Lavafeld aussehen kann, haben wir ein Stück weit ja schon bei der Durchfahrt zum Kleifarvatn sehen können. Nun hat dieses Lavafeld hier aber schon so lang Bestand, dass sich die Natur Meter für Meter zurückholen konnte und ein anderes ungewöhnliches Feld entstehen ließ. Kilometerweit sieht man nunmehr kleine, mit Zackenmützenmoos bewachsene Hügel. Eigenwillig, lustig und schön sieht es aus und gebietet unweigerlich Respekt.
Lässt man die riesigen Ausmaße auf sich wirken, sind die gigantischen Ausmaße des Vulkanausbruchs der Laki-Reihe 1783-84 erahnen. Er hatte Auswirkungen auf das weltweite Klima. Geschätzte 12 km³ Lava und vulkanische Asche wurden ausgestoßen. Die Vulkaneruption verwüstete einen erheblichen Teil des südlichen Island, 80% des isländischen Viehbestandes ging ein, 1/5 der isländischen Bevölkerung (damals 50.000) starb. Verantwortlich ca. 100 Millionen Tonnen Schwefeldioxid und 200 Millionen Tonnen teils giftige Schwebeteilchen, die die Nordhalbkugel dauerhaft in Nebel hüllten.
Die Ferienhütte ist ähnlich wie in Borgir sehr funktional. Den Tag beschließen wir mit dem Kirchenboden in Klaustur, welcher recht unspektakulär in der Gegend rumliegt und so gar nicht nach erkalteter Lava aussieht, zu sehr von Menschenhand angelegt wirkt es. Ist aber nicht so, denn Lava kann durchaus zu solch regelmäßig geformten Säulen erkalten. Im Skaftafell-Nationalpark ein paar Tage später zeigt sich dies noch eindrucksvoller. Den Rest hat dann das Meer besorgt. Die Küstenlinie war hier also mal ein paar Kilometer weiter ins Landesinnere.
Interessant das alles und gewissermaßen gerade recht, um nach der Fjaðrárgljúfur-Schlucht tief durchzuatmen. Auch hier wieder beim Schreiben der Drang, in Superlative zu verfallen. Aber was machen, wenn diese Schlucht so unfassbar packend und gewaltig ist, wie keine andere zuvor? Auch hier wieder ist das Zusammenspiel zwischen dieser unbeschreiblichen Größe und Naturgewalt, dieser unwirklich geformten Natur und diesen zugleich auch so sanft wirkenden zarten und abwechslungsreichen Grüntönen und Auen, welches einen von ein Staunen ins andere versetzt bei gleichzeitiger Fassungslosigkeit und Freude über einen Augenblick von solch ergreifender Harmonie. Immer höher geht es und damit zeigt sich immer deutlicher, wie tief diese Schlucht hier eingeschnitten worden ist, sicher trägt auch ihre Enge zu diesem starken Eindruck bei. Zudem sind dieser Schlucht dermaßen steile Wände eingeschrieben, dass es nicht allzu viel Fantasie bedarf, um sich die Geschwindigkeit und Gewalt, mit der sich das Wasser hier hinabgefräst hat, vorstellen zu können. Die recht sanfte Umgebung steigert diesen Eindruck noch. Zum Flussdelta hin sieht man den Weg, den der Fluss auf dem Weg zum Meer durch die Gegend mäandert ist, genauso wie man hier auch noch mal einen Blick auf dieses unendliche Lavafeld hat, diesmal von oben.
Ein paar Kilometer Fahrt bringen uns einen Tag später zunächst an den Fuß des Eyafjalla, doch ist diesmal nicht das Areal um diesen das Ziel, sondern die vorgelagerte Inselgruppe Vestmannaeyjar. Es ist sonnig und über den Inseln zudem fast wolkenlos. Da lässt sich der intensive Rundgang über die Hauptinsel doch noch besser an.
Spätestens seit der Vulcano Show in Reykjavik steht die Inselgruppe, von der wir fürs erste nur die Hauptinsel sehen, nicht mehr nur für verwittertes, dem Festland vorgelagertes Vulkangestein. Für Standhaftigkeit und aktiven Kampf gegen eine so explosive und übermächtige Naturgewalt Vulkanausbruch steht seither die Hauptinsel für mich. Die Spuren des Eldfell-Ausbruchs 1973 sind deutlich sichtbar, an einigen Stellen läuft man durch die erkaltete Lava und weiß unter sich die Straßenzüge, die vom Lavastrom hinweggebrannt worden sind. Nur wenig weiter ein paar Häuser, die vom Ascheregen nahezu komplett verschluckt worden sind und nicht mehr freigelegt wurden. In die andere Richtung Häuser, die kurz vor knapp vom Lavastrom verschont worden sind; die jeweils im Hintergrund stehende Lavawand wird ewig daran erinnern.
Dass ein paar der Häuser verschont wurden hängt sicher mit den umfangreichen Maßnahmen zusammen, die ergriffen worden sind, um den Lavastrom des Ausbruchs einzudämmen, idealerweise zu stoppen, denn der Vulkanausbruch drohte, den Hafen komplett von der Umwelt abzuschließen, was sicher das wirtschaftliche Aus der Inseln bedeutet hätte, welche immerhin nach wie vor ca. 20 % der gesamten Fischproduktion Islands beisteuern. Umfangreiche Bewässerung und Kühlung (4-5 Millionen Liter Meerwasser pro Minute ) der immens heißen und nicht mal eben schockzugefrierenden Lava erwirkten aber genau den Effekt: die Lava konnte hier gestoppt werden, der Hafen blieb frei und nachdem sich der Vulkan ausgespuckt hatte, konnte das Leben wieder Einkehr halten. Das hieß dann aber auch, Tonnen an Asche wegzuschaufeln, der Bogen des Friedhofseingangs z.B. war bis auf das Kreuz komplett verschüttet.
Die Inselgruppe ist ohne Zweifel schön, aber die richtige Bedeutung dieser Inselgruppe wird m.E. erst sichtbar mit Blick auf die Ereignisse 1973. Die Gewalt, gegen die hier erfolgreich angekämpft wurde, möge letztlich auch der Fakt dokumentieren, dass die Insel infolge des Vulkanausbruches um 20% größer geworden ist. Das Gefühl ziemlich am Anfang der Fahrt auf dem lange erloschenen Kerið war schon gut, heute ist es noch ein bisschen besser; ich stehe auf einem Vulkan, der bis zum Ausbruch als erloschen galt, um dann die Insel vor eine unglaubliche Herausforderung zu stellen, die sehr nahe ist, was die Spuren zeigen, was aber auch im Frühjahr der Ausbruch des Eyafjallajökulls zeigte. Hot Spot Island halt.
Den Weg zurück unterbrechen wir in Vík. Eine kurze Fahrt durch den Ort können wir uns quasi ersparen, alles Wesentliche haben wir schon gesehen. Nur wollen wir heute auf dem Rückweg von den Inseln noch etwas essen und fahren deswegen die einzig mögliche Querstraße rein. Und werden sofort fündig, was aber auch völlig klar ist, abseits von der Area Reykjavik hat kein weiterer Ort auf unserer Route das Zeug dazu, auf der Suche nach konkreten Adressen Betriebsamkeit hervorzurufen, schon gar keine hektische, alles übersichtlich hier. Ich entscheide mich für isländisches Lamm, was ich zu keiner Sekunde bereue. Es ist sehr zart und das Fleisch schmeckt zudem wohltuend würzig, was kein Wunder ist, denn die Schafe sind ein halbes Jahr nur im Freien. In dieser Zubereitung definitiv eine Spezialität in einem einfachen isländischen Restaurant mit akzeptablen Preis.
Der majestätischen Vatnajökull ist heute unser Ziel. Das Wetter kann für dieses Vorhaben nicht besser sein; es ist strahlender Sonnenschein. Absolut traumhaft. Dies lässt natürlich die Eisberge am Jökulsárlón zusätzlich leuchten. Es geht lange Zeit entlang des Vatnajökull mit seinen vielen Gletscherzungen, die diese Ebene speisen. Verwunderlich ist das Ausmaß auf einmal nicht mehr. Der Vatna zeigt sich von strahlend in der Sonne liegend über wolkenverhangen bis hin zu wolkenverhüllt und bedrohlich wirkend. Immer aber majestätisch und trotzig. Einmalig.
Soweit der Vatna als Gesteinsmassiv vor unseren berauschten Augen. Aber auch hier zeigt sich, dass die riesigen, die gewaltigen Dinge im Kleinen noch eine weitere Dimension des Eindrucks erlangen können. Wir haben den Jökulsárlón erreicht und stellen sprachlos den Wagen ab. Bis jetzt hab ich keinen schöneren See gesehen. Es ist ein Naturschauspiel der besonderen Art. Dieser Gletschersee mit seinen ungezählten unendlich langsam treibenden, sich selbst genügenden Eisbergen in unterschiedlichsten Formen ist märchenhaft schön. Wie schon oft bei dieser Reise bin ich geneigt zu sagen, dass es keinen schöneren Platz auf Erden geben kann, allerdings habe ich jetzt und hier das Gefühl, dem Paradies nahe zu sein.
Während hier das Blau des Himmels und des Wassers mit dem Weiß des Gletschers und des Eises mit dem wenigen Schwarz des Moränengesteins spielen ist ein Stück weiter, an der Stelle, an der das Eis an den Atlantik übergeben wird, das hinreißende Schauspiel vor allem Schwarz und Weiß. Es sind Eisreste, die sich bei Ebbe auf dem schwarzen Lavaufer abgelegt haben und von den Atlantikwellen umspült auf die nächste Flut warten. Bezaubernd und dazu verleitend den Nachmittagspunkt Svínafellsjökull komplett zu vergessen.
Irgendwie gelingt es dann doch fortzukommen und die Gletscherwanderung kann beginnen. Eigentlich ist schon vor Beginn klar, dass dies kein normaler Tag ist, erst ein Geltschersee, den man als Mitteleuropäer ja in dieser Form auch nicht alle Tage zu sehen bekommt und nun noch eine zweistündige Wanderung auf dem Gletscher. Andererseits, was ist hier normal; so vieles hier in Island ist einfach anders.
Die Gletscherwanderung setzt einen anderen Schwerpunkt. Einerseits habe ich bisher noch niemanden erlebt, der der Faszination des ewigen Eises nicht erlegen ist, so auch hier. Andererseits fahren wir seit ein paar Tagen ständig durch irgendwelche geologischen Besonderheiten, dass es einfach Zeit wird, mal von oben zu schauen, wie sich eine Gletscherzunge ihren Berg aus Moränengestein zurechtschiebt und vor allem wo das ganze Wasser herkommt, das sich da immer wieder am Fuße von den Bergen hier durch die Gegend mäandert. Wir haben ja die Flussläufe wiederholt gequert. Wie alles wird auch dies Klasse. Mit Steigeisen und Pickel da zwischen dem Eis herumzuturnen ist schon mächtig geil und ebenso geil ist es, quasi nebenbei auch immer wieder zu sehen, was für eine Bewegung in diesem ewigen Eis so ist und wie tief es zwischen zwei Eisrücken so gehen kann.
Auch dieser Tag geht als ein ganz besonderer in die Geschichte ein und wiederholt fragen wir uns beim Essen, ob jetzt überhaupt noch Stationen kommen können, die die Seele ähnlich berühren können, wie die heutigen.
Auch einen Tag später ist uns das Wetter weiterhin gewogen, was uns für eine ausgedehnte Wanderung im SkaftafellNationalpark natürlich sehr entgegen kommt. Das Klima in Skaftafell ist mild. Der Park steht mit seiner dichten Pflanzendecke in einem seltsamen Kontrast zu den schwarzen Sanderflächen und den weißen Gletschern der Umgebung.
Wir wandern am Campingplatz los zunächst Richtung Svartifoss, insbesondere um die einzigartigen Basaltsäulen zu sehen, die sich beim Erkalten der Lava gebildet haben und so ebenmäßig aussehen, dass leicht der Verdacht aufkommt, hier habe jemand nachgeholfen. Is aber nich, diese Choreographie hat sich die Natur ganz allein ausgedacht.
Der weitere sanfte Anstieg führt uns langsam aus der doch recht üppigen Vegetation hinaus in die von Gräsern und Farnen bewachsene Höhe. Nach einiger Zeit der zweite Höhepunkt am Aussichtspunkt Sjonarnípa. Vor zwei Tagen noch sind wir auf dem Gletschereis herumgelaufen, nun liegt uns die Gletscherzunge des Skaftafellsjökull zu Füßen. Wieder einmal ist es ein atemberaubender Anblick, denn in ihrer ganzen Pracht breitet sich die beeindruckend große Gletscherzunge aus: vom Berg herabfließend, den ganzen Abhang ausfüllend bis hin zur Sanderfläche, deren Flüsse auch vom Skaftafellgletscher gespeist werden. Ein Panorama der Extraklasse und hätten wir nicht eh eine Mittagspause zu diesem Zeitpunkt vorgesehen gehabt, wäre diese jetzt fällig gewesen.
Ab jetzt wird es ein wenig steiler, was aber irgendwie gar nicht so sehr auffällt, was sicher damit zusammenhängt, dass die Wolken immer noch ein Stück weiter aufreißen und damit immer wieder noch ein weiteres Stück vom Vatna freigeben und was auch damit zusammenhängt, dass wir quasi immerfort dieses Gletscherpanorama zu unserer Rechten haben, welches auch nach vier Stunden intensivem Anstarren nicht langweilig wird. Später, als es wieder hinab geht, wird uns erst richtig deutlich, welche Fläche hier 1996 beim Vulkanausbruch überspült worden ist und auch die Urgewalt des abgeschmolzenen Gletschers wird klar.
Den (vorerst) letzten Abend auf Island beschließe ich angemessen mit Hákarl in dem Wissen, dass ich diese geschmacklich grenzwertige Spezialität so schnell nicht wieder bekomme. Die 400 km von Klaustur zurück eignen sich, einige unserer Stationen dieses äußerst bemerkenswerten Landes Revue passieren zu lassen. Und auch dieser Schnelldurchlauf hat es wieder oder immer noch in sich. Um es mit Jan zu sagen: „Neuseeland ist objektiv das schönere Land; subjektiv ist Island allerdings der schönste Platz auf Erden.“