Der langersehnte Aufstieg unseres BTSV bringt neben der Zweiten Liga und neuen Gegnern auch längere Wege mit sich, was aber von uns keinesfalls als negativ empfunden wird. Im Gegenteil; so lange darauf hin gefiebert, genießen wir v.a. die Touren. Der sportliche Genuss hat sich schon recht früh in der Saison reduziert;
erst gibt es ein gnadenloses Gehacke um eine zunächst ausgelobte, dann aber doch nicht gezahlte Aufstiegsprämie.
Ebenfalls wenig positiv die drastische Preiserhöhung bei den meisten Plätzen im Stadion, ungeschickt und sicherlich auch nicht ganz der Wahrheit entsprechend mit der Kirchkrise und damit wegfallender Fernsehgelder begründet. Die Krise und sich daraus ergebende Konsequenzen sollten unserem Manager Holdorf schon länger bekannt gewesen sein, nicht erst seit dem Aufstieg. Unschöne Szenen auch im Zusammenhang mit der neu installierten Security-Firma namens Gemini, deren anabolikagestählte Spatzenhirne für unwürdige Einlasskontrollen sorgten und eine unnötige Eskalation beim Heimspiel gegen den SSV Reutlingen provozierten.
In der Folge gab es massive Proteste und Fragen an die Verantwortlichen von Eintracht mit der Folge von diversen Sperrungen von Usern der Community von eintracht.com. Zu allem Überfluss wurde – und damit bin ich wieder beim direkt sportlichen – die Mannschaft nur unzureichend verstärkt. Bekannte Namen zwar, aber entweder über den Zenit hinaus oder mit beachtlicher Krankenvita oder in den vorigen Vereinen nie mehr als nur Mitläufer. So bezieht sich unsere Vorfreude auf den Trip letztlich nur auf das 700 km weiter südlich liegende Burghausen; weniger auf die schon am 8. Spieltag mit dem Rücken zur Wand stehende Mannschaft. Die Ansetzungen von DFB/DFL/DSF meinen es gut mit unseren Plänen und so treffen am 04.10. Andreas, Henning und ich nach einem hervorragenden Autobahnfrühstück und dem einen oder anderen Stau gerade noch rechtzeitig in Burghausen ein, um im Bayrischen Hof einzuchecken, ein Taxi zu ordern und den Anpfiff in der Wackarena nicht zu verpassen. Arena? Nun ja.
Die Taxifahrerin erzählt uns im breitesten Bayrisch, dass sie wohl schon mal in Braunschweig gewesen sei. Was sie dort aber speziell wollte, wenn sie sich als erstes und einziges ans City-Point erinnern kann, wird ein Geheimnis bleiben. Geschmackliche Zielsicherheit kann man ihr so jedenfalls nicht unterstellen; vielleicht haben wir sie aber auch einfach nicht richtig verstanden.
Das Spiel ist leider so, wie vor den oben geschilderten Hintergründen zu erwarten; zweimal kommt Eintracht zum Anschlusstor, aber die zart aufkeimende Hoffnung hat jeweils keine fünf Minuten Bestand. Und jeweils kann man, noch bevor der Spielzug annährend abgeschlossen ist, locker voraussagen, dass Burghausen gleich treffen wird. „Wir fahren weit, wir zahlen viel und wir verlieren jedes Spiel.“ Danke für Nichts. Wenigstens sorgt dieses Söldnerpack so indirekt für ein paar verbilligte Runden im Vereinsheim, in welchem wir uns mit Petzi, dem Wiesntod, Wulfi, usw. treffen. Verabredungen übers Internet und Maßbier zum halben Preis, weil Wacker Burghausen ein Heimspiel gewonnen hat. Es wird ein denkwürdiger Abend: Maßkrüge werden in der Geschwindigkeit des üblichen halben Liters geleert und irgendwann landen wir in einer Disco, in der weitere Braunschweiger sind, was erwartungsgemäß in einem heftigem Gelage endet. Wer das Taxi zurück bezahlt hat, wissen wir bis heute nicht☺.
Wesentlicher Bestandteil an der Burghausen-Tour sollte auch touristischen Inhalts sein, so dass wir uns nach einem kräftigen Frühstück die längste Burganlage Europas anschauen. Ein erhabenes Teil mit feinsten Panoramasichten und Blick auf die Altstadt. Heinrich der Löwe übrigens war 1164 auch schon mal da, um die Burg in Besitz zu nehmen, so dass wir sogar eine Verbindung zu Braunschweig auf dieser Ebene herstellen können.
Weiter geht’s nach Salzburg. Bei weiterhin bestem Wetter stehen Altstadt mit Geburtshaus von Mozart, Dom und Burg auf dem Programm, ehe wir uns im Casino-Stadion der t-mobile Bundesliga widmen. SV Wüstenrot Austria Salzburg spielt gegen SV PlusCity Pasching. Hießen vorher auch mal anders die Mannschaften, interessiert aber auch kaum einen in der Alpenrepublik. Österreichischer Fußball; ohne die penetrante Erwähnung eines Sponsors geht gar nichts.
(Hier ist eine Ergänzung fällig: Später, 2005, kommt das ja bei Salzburg noch mieser. Die ständige Änderung des Namens war/ist man ja gewohnt, aber mit Mateschitz und seinem elenden Red Bull-Gesöff sollte nun auch einer der letzten Anker der Tradition von Salzburg gekappt werden. Die Änderung der Vereinsfarben und die bewusste Abkehr von Fußball hin zum Event in Salzburg zog heftige Diskussionen und Aktionen nach sich mit dem Ergebnis, dass in der neuen Arena ein Produkt spielt, welches gern mal behauptet, in der Tradition von Austria Salzburg zu stehen, de facto aber nurmehr ein weiteres Spielzeug von einem Typen ohne Bezug zum Fußball auf der Landkarte aufgetaucht ist. Entsprechendes Eventvolk quasi inclusive. Die Fans, die sich dem Ausverkauf der Tradition und die Korrumpierung all dessen, was bisher für Salzburger Fußball stand, nicht gefallen lassen wollten, haben mit Austria Salzburg in der Kreisliga neu angefangen.)
Das Spiel ist recht munter. Fallrückzieher, Elfmeter, das Tor zum 3:2 in der letzten Minute. Mehr geht nicht, auch wenn es mit vielen auf beide Seiten verteilten Szenen ein 2:2 als gerechtes Endergebnis verdienet hätte. Die 700 km zurück nach Braunschweig, die eh schon ein langer Ritt sind, werden durch einsetzenden Regen recht anstrengend, letztlich aber souverän gemeistert.